Seite:Busch Ut oler Welt 063.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

Auf dem Berge lagen aber viele viele Steine, die begoß das Mädchen mit dem Wasser des Lebens, und da wurden sie auf einmal lebendig und waren auch des Mädchens Brüder dabei, und es entstand da, als das Mädchen noch immer mehr Steine mit dem Wasser begoß, ein groß Gewühl von Menschen, die zogen nun alle in Scharen singend den Berg hinab.

Die beiden Brüder und ihre Schwester gingen nun wieder miteinander in ihre Heimath und als sie zu Hause angekommen waren, sprach der Vogel der Wahrheit, sie sollten ein Mahl bereiten und den König zu Gaste laden Da sagten die Kinder: »Wie können wir den König zu Gaste bitten und haben doch keine Speise, die für einen König schicklich ist?« Sprach der Vogel: wenn sie in jede Schüssel ein Stückchen von dem Apfel Sina legten, so würden die Speisen von selber kommen. Da thaten die Kinder, wie der Vogel gesagt hatte, und luden den König zu Gaste, und als er kam und di Schüsseln aufgedeckt wurden, da waren die köstlichsten Speisen darin.

Während dem, daß sie zu Tische saßen, fing der Vogel zu sprechen an und fragte den König, ob er denn wohl wüßte, mit wem er da zu Tische säße? Sprach der König: »Es sind die Kinder eines Gärtners.« »Nein,« sagte der Vogel, »es sind deine eigenen Kinder.« Und da erzählte er dem Könige, wie sich alles so zugetragen hatte, und daß die Königin unschuldig zum Tode verurtheilt wäre, daß ihr die neidische Schwester die beiden ersten Male zwei kleine Wölpen und das dritte Mal eine Katze ins Bett gelegt hätte und daß die Kinder vor der Stirn einen goldenen Stern trügen. Als ihnen der König nun die Pechpflaster vor dem Kopfe wegnehmen ließ, so kamen die Sterne zum Vorschein. Da war die Freude groß, und that es dem Könige nur leid, daß die arme Königin das alles nicht auch mit erleben konnte. Da sprach der Vogel der Wahrheit, sie sollten ihr nur von dem Wasser des Lebens bringen, so würde sie wieder lebendig werden. Das thaten sie, und von dem Wasser kam sie auch wieder ins Leben zurück, und da hielt der König zum zweiten Male Hochzeit mit ihr.


26. Der kluge Knecht.

Ein Bauer sprach zu seiner Frau: »Nun will ich zu Markte und mir einen neuen Knecht mieten; aber Hans muß er heißen, sonst nehm ich ihn nicht.« Und als er nun auf den Markt kam, so begegnete ihm gleich einer, der fragte, ob er keinen Knecht nötig hätte? »Ja,« sagte der Bauer; »aber wie heißt du denn?« »Ich heiße Kurt,« sprach der Bursche. »Dann kann ich dich nicht gebrauchen,« sagte der Bauer; »mein Knecht muß Hans heißen, sonst nehm ich ihn nicht.« Da ging der Bursche weg, zog sich andere Kleider an und trat dem Bauern zum zweiten Male in den Weg. »Habt Ihr nicht einen Knecht nöthig?« fragte er ihn. »O ja«, sagte der Bauer; »aber wie heißt du

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_063.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)