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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

Steine; aber der Königssohn wußte wohl, wenn sie niederwarfen, so warfen sie auf, und wenn sie aufwarfen, so warfen sie nieder. Darum so nahm er die Zeit wahr, wo sie niederwarfen, sprang schnell hinzu und berührte sie. Damit hatte er es aber getroffen; die Riesen waren erlöst und wurden drei Königssöhne und die schöne Blume wurde zu Jettchen, ihrer Schwester, die sich in die Blume verwünscht hatte. Da sprach Johann zu ihr: »Nun will ich dich auch nie und nimmer wieder vergessen, so lange ich lebe«, und das hat er treulich gehalten bis an sein Ende.


24. Das verwünschte Schloss.

In alter Zeit ist mal ein Edelmann gewesen, der hatte einen großen, schönen Wald und vieles Wild darin, aber alle seine Jägersburschen, die er noch gehabt hatte, wenn sie ausgingen, in dem Wald zu jagen, so kamen sie nicht wieder zurück, so daß zuletzt keiner mehr bei dem Edelmann in Dienst gehen wollte.

Nach langer Zeit kam endlich mal wieder ein junger, hübscher Bursche zugereist, der stellte sich dem Edelmann als Jäger vor; da sagte ihm der Edelmann, wie es mit dem Walde bestellt wäre, und daß noch keiner wieder daraus zurückgekommen sei, aber der Bursche bat so viel, er möchte ihn doch annehmen, daß er ihn zuletzt doch in seinen Dienst nahm.

Gleich den andern Tag sattelte der Jäger sein Pferd und zog zum Jagen in den Wald hinein. Nicht lange war er geritten, so sah er auf einmal dicht vor sich elf prächtige Hirschkühe und einen prächtigen Hirschbock, der trug ein Geweih von purem Golde. Da faßte den Jäger ein heftiges Verlangen, dem wunderbaren Hirsche zu folgen, daß er ihn womöglich erjagen möchte; darum trieb er sein Pferd zu raschem Laufe an. Die zwölf Hirsche aber, als er ihnen nachsetzte, sprangen eilig davon; und zuletzt wurde der Wald so wüst und dicht, daß er die Hirsche ganz aus den Augen verlor und sich verirrte. Mit dem, so brach auch die Nacht herein. Da stieg der Jäger auf einen hohen Baum und sah von da aus der Ferne her ein Licht schimmern. Als er nun in der Richtung, wo das Licht herschien, weiter ritt, so kam er an einen großen Pferdestall, darin brannte die Stallaterne, und das war das Licht gewesen, welches er von dem Baume aus hatte schimmern sehen. Da band er sein Pferd wie die andern Pferde in den Stall.

Der Pferdestall gehörte aber zu einem Schlosse, das stand nicht weit davon, und als der Jäger da hineinging, so fand er alles aufs schönste eingerichtet, aber es war ganz still darin und kein lebendes Wesen zu hören und zu sehen. Nun stand da ein Schrank voll schöner Lesebücher, da nahm der Jäger eins von in die Hand, um sich die Zeit zu kürzen. Mit einem Male so wurde eine Stimme wach, die rief: »Was beliebt?« »Ei!« sprach der Jäger, »wenns

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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_057.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)