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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

sie, ob sie nicht einen Sohn hätten. »Ja,« sagte der Vater; aber der ist schon vor Jahren in die weite Welt gegangen und da gestorben und verdorben. Vor einiger Zeit kam freilich ein halbnackter Bettler, der wäre mein Sohn und hätte eines Königs Tochter geheirathet ich habe ihn aber zu den Hunden in den Stall sperren lassen. Da ließ sich hinbringen, wo er lag und da war er ganz mit Schmutz bedeckt und sein Haar und sein Bart waren so lang und wüst geworden, daß sie ihn kaum wieder kannte. Da lies sie ihn waschen und scheren und gab ihm seine schönen Kleider und da erkannten ihn auch seine Eltern und seine Schwester wieder. – Nachdem, so gingen sie miteinander zurück in ihr Königreich.


22. Der Königssohn mit der goldenen Kette.

Es war einmal ein Königssohn der wollte ausziehen, die Welt zu sehen. Da ließ ihm sein Vater eine goldene Kette um den bloßen Leid schmieden und gab ihm auch noch Geld dazu. Danach nahm der Königssohn Abschied von seinem Vater und reiste fort.

Gegen Abend kam er in eine Stadt, da gingen die Glocken- und als er fragte, was das zu bedeuten hätte, daß die Glocken geläutet würden, so wurde ihm gesagt, es wäre ein armer Mann gestorben, der wäre aber noch zehn Thaler schuldig und nun wollte der, der das Geld zu fordern hätte, es nicht zugeben, daß der Arme begraben würde, es käme denn einer und bezahlte das Geld für ihn. Da ging der Königssohn hin erlegte der arme Mann, der schon lange über der Erde gestanden hatte, kam nun endlich zur Ruhe in seinem Grabe und Königssohn ging allein hinter dem Sarge her.

Nachdem so zog der Königssohn weiter und kam in einen finstern Wald, da begegneten ihm zwei Spitzbuben, die fragten ihn: wo denn die Reise hinginge. »Ich bin ausgegangen, das Stehlen zu lernen,« sagte der Königssohn.»Wenn du das lernen willst,« sagten die beiden, »so bist du hier gerade recht gekommen, das verstehen wir aus dem Grunde gut. Geh nur mit, so sollst du es lernen.« Da nahmen sie ihn mit in ihre Höhle, und waren da im ganzen vierundzwanzig Spitzbuben zusammen, die hatten auch eine Königstochter bei sich, welche sie geraubt hatten und nun gefangen hielten.

Da sprach eines Tages der, welcher der Oberste war, es sollten drei Nächte hintereinander jedesmal acht aufs Stehlen ausgehen; wer dann das meiste mitbrächte, der sollte die Prinzessin zu Frau haben. Als sie nun die erste Nacht auszogen, ging der Königssohn seinen Weg für sich, trat hinter einen Baum und löste ein Stück von seiner goldenen Kette, die er um den Leib trug, und als nun die andern zurückkamen da hatte er das meiste mitgebracht. Die zweite Nacht machte er es wieder so und die dritte Nacht

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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_047.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)