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mit ihm nach Desden zu gehen, um in der churfürstlichen Kapelle zu singen. Als er anderthalb Jahr in diesem Dienste gewesen, ging er ohne Urlaub mit einem Elbschiffer davon, in der Absicht, wieder zu seinen Anverwandten zurück zu kehren; allein so wie er die Elbe hinauf wollte, ward er zu Pirna angehalten und wieder nach Dresden gebracht. Bey dieser Gelegenheit aber verlohr er seine hohe Stimme, weil er des Wassers nicht gewohnt, und die Nacht sehr kalt gewesen war.

Dieses Unglück hob auf einmal alle Schwierigkeiten, seinen Abschied zu erlangen; er befand sich auf einmal in völliger Freyheit, zu gehen wohin er wollte; und als er nach Hause kam, waren seine Eltern sehr verlegen, was sie mit ihm beginnen sollten: unterdessen ward er überredet, daß er einen Versuch machen sollte, bey der Ostermusik, welche eben aufgeführt ward, den Contralt zu singen. Anfangs war seine Stimme rauh, sie ward aber so schnell besser, daß Benda an eben demselben Nachmittage im Stande war, den Contralt eben so gut zu singen, als vorher den Diskant.

Als er seiner neuen Stimme gewiß war, ging er nach Prag, woselbst er im Jesuiterseminario aufgenommen wurde, ob solches gleich damals schon sechs andre für diese Stimme hatte; denn seine Art zu singen, und der Umstand, daß er in der churfürstlichen Kapelle zu Dresden gesungen hatte, dienten ihm zu sehr nachdrücklichen Empfehlungen.