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König von Preussen, ein grosser Kenner, ward darüber in Verwunderung gesetzt. Ihr Name ist Schmeling, ungefehr zwanzig Jahr alt, und sie war als Kind in England, woselbst sie auf der Violine spielte; dies Instrument aber hat sie verlassen, und sich, auf den Rath einer engländischen Dame, der ein weiblicher Geiger nicht gefallen wollte, aufs Singen befliessen.“

Diese Nachricht ward mir von vielen bestätigt, als ich nach Deutschland kam, und hatte man mir gesagt, daß Se. Majestät, der König von Preussen, schwer zu bewegen gewesen, Mademoiselle Schmeling zu hören. „Eine deutsche Sängerinn? Ich könnte eben so leicht erwarten, daß mir das Wihern meines Pferdes Vergnügen machen könnte!“ Indessen als der König sie die erste Arie singen gehört hatte, sagt man, daß er die allerschwersten Arien in seiner Sammlung aufgesucht, um sowoh zu versuchen, was sie machen konnte, als um sein Ohr zu ergötzen, und sie sang alles, was ihr in allerley Gattungen auf Befehl des Monarchen vorgelegt wurde, dergestalt gleich vom Blatte weg, als ob sie eine jede von diesen Arien Zeit ihres Lebens geübt hätte.

Mademoiselle Schmeling empfing mich sehr höflich und ohne Geziere. Sie ist nicht groß von Person, und keine Schönheit, aber nichts weniger als unangenehm von Bildung; es leuchtet