Seite:Burney - Tagebuch einer musikalischen Reise 3. Bd 1773.pdf/313

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

manchen Bewundrer Grauns kennen gelernt, ist er verfolgt worden? Er kann deswegen auch ganz sicher wieder zu uns kommen. Herr Burney kann auch finden, daß selbst in Berlin Grauns eifrigste Freunde, z. E. Herr Agricola, ihn nicht vergöttern. Er lese nur in Sulzers allgemeiner Theorie der schönen Künste 1 Th. S. 109. und 110 der 4. Edition, den Artikel Ausdruck. Da heißt es: „Graunen hatte die Natur eine Seele voll Zärtlichkeit, Sanftmuth und Gefälligkeit gegeben. Wiewohl er nun alle Geheimnisse der Kunst in seiner Gewalt hatte, so war ihm nur der Ausdruck des Zärtlichen, des Einnehmenden und Gefälligen eigen, und mehr als ein mal scheiterte er, wenn er das Kühne, das Stolze, das Entschloßne auszudrücken hatte.“

S. 171. Wie würde es aussehen, wenn Herr B. den Beweiß führen sollte, daß Graun sich nach Vinci gebildet hätte! Der erste Widerspruch ist der, daß Graun seine ersten Opern setzte, da Vinci in Deutschland wohl kaum bekannt war. Sodann ist in seinen Opern nichts Vincisches. Graun ist viel weicher, zärtlicher; Vinci stärker und höher. Graun ist ausführlicher und seine Melodie viel fliessender; Vinci mahlt fast keinen Gedanken aus; Graun nicht selten zu sehr; Grauns Instrumente wirken