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Stimmen hören können. – Er hat gewiß Sängerinnen gelobt, die gewiß nicht besser sind, als die Liebhaberinnen, die ich hier in Gedanken habe, Die beyden Concerte die Herr Burney hier angehört hat, sollten ihn nicht verleitet haben, von dem Zustande der Musik in Hamburg überhaupt ein Urtheil zu sprechen. Sogar das Erste, was der Herr Magister Ebeling veranstaltete, war in der Eile zusammenberufen, und bestund halb aus Liebhabern. Von dem Zweyten, beym Herrn Westphal, hätte ich, wäre ich an seiner Stelle gewesen, nichts gesagt, weil Liebhaber, die Freyheit haben müssen, sich nach ihren Kräften zu vergnügen, sobald sie es nur unter sich thun, ohne Zuhörern zur Last fallen zu wollen. Und das war bey dem letzten gewiß die Meinung nicht, denn man hatte nicht darauf gerechnet, daß Herr Burney hinkommen würde. Ob indessen die Liebe zur Musik (vom Geschmack mag hier die Rede nicht seyn!) in Hamburg so gering sey, mag man daraus schliessen, daß sich hier gewiß über achtzig (einige wollen über hundert sagen) Personen befinden, die davon leben, daß sie Unterricht in der Musik geben. Daß dieses nicht alle Meister sind, ist leicht begreiflich; aber das ist auch wahr, daß man in Hamburg ein Orchester zusammen bringen kann, womit ein jeder Kenner zufrieden seyn wird. Besonders wird man selten bessre Notenleser antreffen; das haben noch alle Kapellmeister mit Verwundrung bezeugt, die mit Operngesellschaften