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und weiß sie einen ungemein glücklichen Gebrauch vom Temporubato zu machen.

Herr Selmer war, ehe ihm seine schwächliche Gesundheit nöthigte, sein Instrument zu verlassen, ein vortrefflicher Hoboist. Sein Ton war im höchsten Grade[WS 1] rührend, und seine Adagios fanden immer den sichersten Weg zum Herzen seiner Zuhörer, weil der Ausdruck allemal aus dem seinigen, das sehr gefühlvoll war, entsprang.

Herr Abel, ein Bruder des Gambisten zu London, ist ein vorzüglich guter Geiger, von der Bendaischen Schule; dabey ein sichrer Anführer eines Orchesters, und zugleich ein guter Miniaturmahler.

Herr Kunzen, ein Bassonist, zieht einen schönen vollen Ton aus seinem Instrumente, hat grosse Fertigkeit in den Fingern und der Zunge, und einen sehr gefälligen Vortrag. Er komponirt für sein Instrument. Ich will hier Gelegenheit nehmen, nach meinem Gefühl eine Anmerkung zu machen; – ich habe seit einiger Zeit etliche Bassonisten gehört, welche in aller Absicht vortrefflich waren, nur nicht in Absicht des dem Instrumente eigenthümlichen Tones. Diese Herrn hatten durch allerley Mittel gekünstelt, höhere Noten heraus zu bringen, als es die natürliche Gränze seines Umfanges zuläßt. – Dieser Zweck war ihnen allerdings geglückt, aber der Inhalt des Bassontons, der sonst in den obersten anderthalb Octaven

einem vollen männlichen Tenor entspricht, war

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Hrade