Seite:Burney - Tagebuch einer musikalischen Reise 3. Bd 1773.pdf/273

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Herr Fr. Xav. Richter, sollte unter den Musikern zu Manheim vorzüglich bemerkt worden seyn. Seine Kompositions in verschiedenen Gattungen, haben viel Verdienst; seine Subjekte sind oft neu und edel; sein Detail aber und Manier des Tracktaments ist oft trocken und mager, und er transponirt und wiederholt die Passagien in verschiedenen Tonarten bis zum Ueberdruß. Die Franzosen haben einen Ausdruck für diese Armseligkeit, welcher andern Sprachen fehlt, sie nennen es Rosalie[H 1]: woher sie dieses Wort entlehnt, weiß ich nicht; es bedeutet aber diejenige Armuth des Geistes eines Komponisten, da er einen musikalischen Satz, unmittelbar nur einen Ton höher oder tiefer wiederholt, welches eben so richtig seine Erfindungskraft bezeichnet, als es Mangel an Witz und Gedächtniß bey einem Erzähler anzeigt, wenn er oft ein Gut! und nicht allzugut! oder wollt’ ich sagen, einflickt.

Der Pater Schmidt, ein Cistertienser Mönch, in der Abtey Eberbach, im Rheingau, hat Violintrios herausgegen, welche nicht nur voller

Anmerkungen (H)

  1. Die Deutschen nennen es einen Schusterfleck, und man sieht leicht, woher. Ich habe es auch sehr komisch durch ein Zeitwort Vettermicheln bezeichnen gehört. Und wer nur jemals von dem berühmten Liede: Gestern Abend war Vetter Michel da, etwas gehört hat, wird gleich wissen was man meynt, wenn man sagt: dieser oder jener Komponist vettermichelt.