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gebürtig, aber in Frankreich erzogen. Er war den vergangenen Sommer durch verschiedene deutsche Länder gereiset, um ein sehr merkwürdiges Experiment zu zeigen. Dies bestund in nichts Geringerm, als darin, daß er einen Nagel ganz durch den Kopf eines Pferdes schlug, welches dann, allem Ansehen nach starb. Allein er zog den Nagel heraus, und goß ein chymisches Wasser, welches er selbst zu diesem Zwecke verfertigt hatte, in die Wunde, wodurch das Pferd innerhalb fünf bis sechs Minuten sich hinlänglich wieder erhohlte, und fähig war, jeden Zuschauer aufsitzen zu lassen.

Herr Tunnerstick war zugleich mit mir zu Wien und machte sein Kunststück vor vielen tausend Zuschauern; allein die Erzählungen von der Operation kamen mir so sonderbar vor, das ich glaubte, es stecke Betrug oder Marktschreyerey darunter, und also nicht hinging. Als ich indeß nach Dresden kam, so fand ich, daß er auch hier eben die Kunst mehr als einmal, vor Aerzten, Anatomikern und dem ganzen Hofe gemacht habe. Eines von den Pferden, welches diese sonderbare Operation ausgestanden hatte, ward auf Befehl des Churfürsten getödtet, um durch Anatomirung des Kopfes ausfindig zu machen, ob der Nagel wirklich durch das Gehirn gegangen. Alle Aerzte und Wundärzte die zugegen waren, gestunden, daß er durch den gefährlichsten Theil desselben gedrungen sey. Ein anderes Pferd, das zu gleicher Zeit auf