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Orgel in der grossen Kirche dieser Stadt. Sie ist wirklich das Wahrzeichen des Orts. Dieses Wahrzeichen aber zu besehen, verursacht mehr Kosten als wenn man Tiger und Löwen im Tower zu London besehen will. Es ist ein festgesetzer Preis, daß man für dem Aufseher oder Organisten, einen Dukaten, und seinem Gehülfen, dem Bälgetreter, eine halbe Krone bezahlen muß. Eine hochgespannte Erwartung kann sehr leicht nicht nur über die sogar Wahrscheinlichkeit, sondern über die Möglichkeit hinaussehen. Ob die eingebildete Grösse die wirkliche bey dieser Gelegenheit verringerte, kann ich nicht sagen, aber ich fand mich so ziemlich in meiner Erwartung betrogen, als ich dieses Instrument hörte. Erstlich war der Organist kein so grosser Spieler, als er von sich selbst glaubte; und zweytens belief sich die Anzahl der Register zwar bis an sechzig, aber ihre Abwechslung ist bey weiten nicht so mannichfaltig, als man wohl erwarten sollte. Und die Voxhumana, wovon so viel Wesens gemacht wird, hat nicht das geringste Aehnliche mit einer Menschenstimme, ob es gleich ein gutes Register in seiner Art ist. Aber die Welt läßt sich auch leicht durch Namen etwas aufbinden. Man darf nur einen gemeinen Zuhörer sagen, der Organist hat ein Register angezogen, welches der Menschenstimme gleicht, so glaubt er schon, sie müsse recht schön seyn, und bekümmert sich nicht weiter mehr darum, ob sich der Name paßt, oder ob die Nachahmung