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ungefehr haben die Sänger, welche bey ihrem Singen die Stimme zu einer Flöte oder Geige abwürdigen, und vergessen, daß sie von keinem Instrumente Gesetze annehmen, sondern denselben Gesetze geben sollten.

Die Zwote dieser Stimmen war ein alltäglicher Tenor und die Dritte ein Bariton.[WS 1] Dieser letzte Sänger ahmte in seinen Accompagnements des Fistersängers, einen schlechten Basson nach. Zuweilen hielt er einen Ton aus wie ein Dröhnbaß, und zuweilen machte er Triolen und Sechzehntheile auf einer Linie. So widrig indessen der Ton des Fistelsängers war, und so sehr er ihn auch zuweilen bis zum Quiken hinauf trieb, so gewiß hatte doch der Mensch gute Musik und gutes Singen gehört. Er hatte eine grosse Fertigkeit in geschwinden Läufen, und dann und wann mischte er solche geschmacksvolle Passagien darunter, die ungleich schöner waren, als das Uebrige. Am Ende eines jeden Satzes fing die Gemeine ein Geschrey an, ungefehr wie eine Kuppel Hunde, wenn ein Fuchs durchgeht. Es war mehr ein verwirrtes Geheule und ein wüstes Gelärme, als Gebet oder Gesang. Indessen ist dieses eine Beschreibung und kein Tadel der hebräischen Musik bey Gottesdienstlichen Feyerlichkeiten. Mir ist es unbegreiflich, was für eine Idee[WS 2] die Juden mit diesem Singsang verknüpfen mögen. Ich werde also, an und für sich selbst, weder gut noch schlecht nennen; nur so viel

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Baritonon
  2. Vorlage: Ieee