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hat ers schon lange verwaltet, denn er ward in seinem dreyzehnten Jahre daran gewählt. Er hatte mich, nach alle dem was ich schon im übrigen Europa in der Art gehört hatte, mit seinem Orgelspielen in Erstaunen gesetzt; allein er trieb mein Erstaunen noch höher, als ich ihn mit seiner unbegreiflichen Fertigkeit auf diesem Glockenspiele hörte; denn er brachte mit seinen beyden Fäusten solche Passagien heraus, die für zehn Finger noch immer sehr schwer seyn würden. Triller, Mordenten, geschwinde Läufe, Triolen und selbst Arpeggios, hat er durch Fleiß in seine Gewalt gebracht.

Er begann mit der Melodie eines Psalms, welche Ihro Hochmögenden am liebsten hören mögen, und welche sie allemal verlangen, wenn er spielt, welches Dienstags und Freytags geschieht. Darauf spielte er über diese Melodie Variations, mit vieler Phantasie und sogar mit Geschmack. Als er sein Tagewerk abgethan hatte, war er so verbindlich, noch eine Viertelstunde ex tempore zu spielen, auf eine solche Art, von der er glaubte, sie würde mir besser gefallen, als das Choralisiren. Und es glückte ihm auch damit so sehr, daß ich eine Zeitlang sowohl die Schwierigkeit, als die Mängel des Instruments vergaß. Er spielte niemals weniger als dreystimmig, indem er den Tackt und Baß beständig mit dem Pedale angab. Ich habe niemals in so kurzer Zeit eine grössre