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Gemeine, ohne die Orgel, eine jämmerliche Melodie singen hörte. Als dieser Gesang zu Ende gebracht war, preludirte der Organist zu einem Chorale, aber herzlich schleppend und elend. Die Orgel ist groß und das vollangezogne Werk ist edel und wohllautend, das Spielen aber war so altvätrisch, daß ich glaube, man hat in unsern (den engländischen) Landstädtchens schon im vorigen Jahrhunderte moderner und besser gespielt. Die Zwischenspiele am Ende einer jeden Zeile waren beständig einerley, und von folgender Art:

Nachdem ich das so ein Zehn bis zwölfmal angehört hatte, ging ich davon, um mich ein wenig in der Stadt umher zu sehen, und als ich in zwo Stunden[H 1] wieder zu dieser Kirche kam, hörte ich

Anmerkungen (H)

  1. [313] Welch eine Figur für einen Geschichtschreiber! Sollten ihm auch seine eigen Landesleute wohl glauben, daß die Deutschen in ihren Kirchen einen Gesang von zwo Stunden sängen? Wenn nun während seines Spazierganges,[WS 1] die Predigt gehalten worden, und man nach derselben einen Gesang nach der vorigen Melodie sang, fand er sie dann noch (Still) bey derselben? Es ist wirklich nicht fein, solche Data zu machen, und dann eine ganze Nation darnach zu schildern, und mit einem Sneer zu sagen, die musikalischen Tugenden der Deutschen bestehen in Geduld und Gründlichkeit!

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Spagierganges