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wieder aufgeben, weil das Städtchen vom Blitze gezündet wurde und glänzlich abbrante. Auf Zureden seines armen abgebrannten Principals ging er nach Pirna, zu dem Stadtmusikus Schalle, dem ein Geselle krank geworden war. Um diese Zeit bekam er zuerst die vivaldischen Violinconcerte zu sehen, welche so sehr seinen eignen Empfindungen und Begriffen von der Vollkommenheit entsprachen, daß er besonders ihre prächtigen Ritornellen in der Folge zu einem Muster nahm.

Da er immer Dresden als den vortheilhaftesten Ort für seine Neigung betrachtete, zog er die Condition eines Gesellen, die ihm der dasige Stadtmusikus Heime anbot, verschiedenen vortheilhaften Anerbietungen vor. Er wollte lieber als Stadtmusikantengeselle in Dresden sein Brodt kümmerlich verdienen und dabey die Gelegenheit wahrnehmen, gute Musik und Musiker zu hören, als in Bernburg in einer schlechten Hofmusik der Beste seyn, selbst bey einem angebotenen Gehalte, das seine Erwartung überstieg.

Seine zweyte Ankunft in Dresden war im Jahr 1716; und hier entdeckte er bald, daß zu einem guten Musiker mehr erfodert werde, als blos die Noten so wegzuspielen, wie sie der Komponist hingeschrieben hat; und hier lernte er zum Erstenmale fühlen, was Geschmack und Vortrag heisse.