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Im Jahr 1723. war Benda einer von den Chorsängern in der Musik, die bey der Gelegenheit aufgeführt ward, da der Kayser Carl der VI. als König von Böhmen gekrönt wurde. Ein Umstand, der einen wichtigen Zeitpunkt in dem Leben dieses grossen Tonkünstlers ausmacht, der damals sein funfzehntes Jahr erreicht hatte. Er gestund mir, daß das vortrefliche Singen, das er damals hörte, ihm in der Folge von unendlichen Nutzen gewesen sey; besonders war er ausserordentlich gerührt von Gaetano Orsini, der einen Contralt sang. Bald hernach, da diese Feyerlichkeiten zu Ende gebracht, ward im Jesuitercollegio ein Drama von jungen Böhmischen von Adel aufgeführt, in welchem auch Musik vorkam, welche der pohlnische Kapellmeister Zalenka, dazu komponirt hatte.

Die Sänger in demselben waren, Benda, ein andrer Discantist, vom Chore der Kreuzherrn, und ein Italiäner, der den Baß sang. Ein jeder von ihnen hatte drey Arien zu singen; Benda aber ragte so weit über die andern hervor, daß ihm sein Singen nicht allein grosses Lob, sondern auch eine neue Stelle mit einem beträchtlichen Gehalte, im Convente der Kreuzherrn erwarb. Dieses Convent ist sehr reich und für diejenigen vom Adel bestimmt, welche sich der Vertheidigung der christlichen Religion gegen die Türken widmen, und wird also von den Musikern in Prag als ein Ehrenposten angesehen.