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– (Man vergleiche hiermit Marc-Antonin über Philosophie, in der Anmerkung zu Kapitel 21, 21.) – Aber:

D. Man kann auch in allen Dingen deraisonniren. Dies thun die Voltaire’s, d’Alembert’s, und überhaupt viele französische sogenannte Philosophen der zweiten Hälfte des abgewichenen Jahrhunderts. Sie speculiren über die wichtigsten Angelegenheiten der Menschheit, verirren sich aber (wohl oft unvorsetzlich), und werden dadurch Prediger des Atheismus und der Immoralität, und nennen gerade diese ihre hochwichtigen Verirrungen in den heiligen Gefilden der Wahrheit, Philosophie? Und diese unsinnige, nagelneue Terminologie sollten wir den Leuten abborgen, nachsprechen; es Kochkunst nennen, wenn die nichtnüchterne Köchinn das Ragout verdirbt? Zuviel Ehre für die Sünder! Nenne man doch jene Philosophie lieber Unphilosophie! Sage man nicht mit dem in der Gothaischen Gel. Zeit. von 1803, Stück 74 gezüchtigten Verfassers des Triumphs der Philosophie im 18ten Jahrhunderte: „Die Philosophie habe Thronen und Altäre umgestürzt.“ Nein, das thut die wahre, die echte, die göttliche Philosophie, d. i. die erhabene, im Menschen als Gottes Ebenbild gebildete Vernunft, nicht! Diese baut und stützt Throne und Altäre; weit davon, sie umzustürzen. Hat das alte Wort durch jene Schreier eine Art von Infamie bekommen, so antworte ich, erstlich: Der Leute, die diesen ganz neuen Sprachgebrauch aufgebracht haben, ist nur eine nicht Nennens werthe Handvoll, es sind etwa ein Schock, N. B. blos französische Auteurs. Wo hat wohl je ein Deutscher, oder ein Engländer, das Wort Philosophie in dem Verstande gebraucht, falls

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Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_154.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)