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3.


Zu Kapitel 1, Ausspruch 3, Seite 4.


Es ist sehr wahr, was der Verfasser hier eigentlich andeuten wollte, daß, so wie jede Tugend, mit voller Begeisterung, in ihrer himmlischen Schönheit dargestellt werden müßte, daß eben so auch alles Unrechte und Böse immer in seiner vollen Niedrigkeit und Häßlichkeit bezeichnet werden sollte. Unsere jetzige sogenannte feine Welt ist, durch eine falsche Anstandslehre, in ihren Redeformen gar oft von der Wahrheit abgewichen. Die alten klassischen Schriftsteller, und selbst unsere heiligen Schriften, nennen gewöhnlich ein jedes Ding bei seinem rechten Namen, und in ihrer Rede ist daher Wahrheit und Kraft, die der unsrigen nicht selten gänzlich fehlen. Bei jener Art zu reden fühlt man sich gedrungen, die Sachen und die Wesen, wie es sich gebührt, gehörig in Ehren zu halten, oder sie von ganzem Herzen zu verachten. Bei unseren bisweilen gar artigen Namen und Redensarten, selbst für das Häßliche und Grundböse, fühlt man dagegen sogleich das Täuschende und Unwahre; und Rede und That sind dann leider zweierlei, wie es doch nicht sein sollte. Gott spricht, und es geschieht! So sollte auch bei den gottinnigen Menschen Rede und That Eins sein, oder sich zu einander verhalten, wie Ursache und Wirkung. Nach christlichen Begriffen ist der Teufel der Vater der Lüge und der Verstellung, Joh. 8, 44.

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Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_141.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)