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2. Nur der Weise hat eine geliebte Gebieterinn seines Herzens, und er allein kann eine solche haben; denn er ist ihrer werth, und er weiß sie gehörig zu würdigen. Verdorbene Männer dagegen haben gewöhnlich nur ein ihnen ähnliches Weibchen.

3. Es giebt einen gewissen feinen und richtigen Takt, im Denken, Fühlen und Handeln, welchen man auch das Gewissen nennen kann, dessen sorgfältige Bildung und Pflege gewiß von der allerhöchsten Wichtigkeit ist. Will man das reine Bewußtsein nie trüben, so muß man sich im geselligen Wechselleben gar sehr in Acht nehmen, um ja nicht mit in den Strudel so vieler bösartigen Gewohnheiten und Einflüsse hinein gezogen zu werden. Frechheit oder Entmuthigung, das sind die Klippen, an welchen die Mehrzahl der Menschen gewöhnlich scheitert. Der wahre Takt hat seine Quelle im innersten Heiligthum eines reinen Gemüths; dort sprühen die Funken der Himmelsflamme, welche sich oft als Denksprüche offenbaren, einen Jeden freundlich mahnend: Sei weise im Denken, edel in Deiner Gesinnung, und handle gerecht im Kreise Deines Wirkens, für alle Andere, so wie für Dich selbst; und wenn Du Nützliches hervorbringst, so denke nie an Dich allein.


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Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_106.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)