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diesem Wohlsein, wie mit der Gesundheit, deren Werth man erst nach einer Krankheit völlig kennen lernt.


95. Der Wein und die Poesie.

Ein Glas guten Wein’s, zur Stärkung und Gesundheit des Leibes genossen, ist wahrlich eine gar köstliche Gabe des Himmels. Alle Trinkgelage dagegen sind durchaus verwerflich, denn sie sind Verderben bringend, für Leib und Seele zugleich. Unsere schöngeistige Literatur, Poesie und Beredsamkeit, ist nichts Anderes, als Wein für den Geist. Ihr Genuß, in gehöriger Qualität und Quantität, kann sehr wohlthuend werden. Die gewöhnliche Romanleserei dagegen, so wie alle planlose Lectüre überhaupt, ist noch weit schädlicher, als das lasterhafte Besaufen der Trunkenbolde.


96. Ehrfurcht und Liebe,

Zuerst erwirb Dir Achtung; dann Ehrfurcht; dann imponire, so daß man Dich selbst fürchte. Dann endlich suche Dich beliebt zu machen; jedoch nicht mehr, als eben nöthig ist, und auch nur bei solchen Personen, die Dir wirklich lieb und werth sind. Nur so kann man mit den Menschen auskommen! Den Troß muß man in gehörigem Respect zu erhalten wissen; denn auf den Pöbel wirkt nur Furcht, sehr

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Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_084.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)