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Gaukel-Gewande zu sein scheinst. Vorgenommen hab’ ich es mir nun ein Mal, die Dame Belohnung so recht in’s Auge zu fassen, und genau in der Nähe zu betrachten.

Das Reich deiner Umtriebe ist von gar weitem Umfange; und viele Jahre deiner Herrschaft zählst du schon. Aber du herrschest ja nur durch Verführung und Täuschung; und schon dieß mag hinreichen, den Flitterstaat deines Gefieders zu verdunkeln, mit welchem du dein Innerstes, das nur Verderbliches birgt, zu verbrämen suchst. Genug also, um den Trug deines lockenden Gesanges, der das ganze Wesen der wahren Gesundheit des inwendigen Menschen berauscht und untergräbt, zu offenbaren.

Seit du die Welt regierest, grausame Sirene Belohnung, haben da wohl jemals Weisheit und Tugend mit dir zu Rathe gesessen? Haben nützliche Kenntnisse, reine Liebe, und treue Erfüllung der Pflichten, vor deinen Altären wohl jemals die Knie gebeugt? Oder: Bist du wohl, irgend ein Mal, dem wahren Verdienste freundlich entgegen gekommen, um ihm den Preis und die Huldigungen zu gewähren, die ihm gebühren? O gewiß nicht, das thut die Sirene Belohnung nun und nimmermehr!

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Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_035.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)