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des tiefersinkenden ägyptischen Nebengestirnes zusammentraf, und eine neue Welt, ein neues Leben auf dem Schauplatz der Menschheit wach rief.

Etwa tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung regte sich dieser neue Weltgeist an den Küstenländern und auf den Inseln des Mittelmeeres, und das Beste, was Aegypten, was nach ihm Assyrien errungen und erstritten hatten an geistigen Eroberungen, die neue Welt empfing es mit frischem Sinne und offenem Urtheile, befreite das geistig Freie von den hierarchischen Fesseln und bahnte sich den Weg zu jenen Höhen, auf welchen der griechische Genius thronend eine neue Aera der Menschheit mit seiner Fackel erleuchtete. Als der Ruf erscholl: Kadmos ist gekommen! als die Buchstaben ihre Wanderschaft vom Osten her über Land und Meer begannen, da erst war der Bann gebrochen, welcher das Volk vom Volke trennte und das Wissen zum abgeschlossenen Eigenthum machte. Und die Buchstaben sie wurden zum Worte und „in ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen“.




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Heinrich Brugsch: Ueber Bildung und Entwicklung der Schrift. C. G. Lüderitz’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1868, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brugsch_Bildung_Entwicklung_Schrift_1868.pdf/32&oldid=- (Version vom 31.7.2018)