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sagt: ich streiche mir Ziegel, so ist er erkannt; erzählt Jemand, er habe einen andern geschlagen, so möchte er seine Absicht erreichen bei dem, der ihn nicht kennt. Das flößt den Menschen keine Furcht ein.“ In ähnlicher Weise, wie oben bereits bemerkt, werden Lebensregeln für alle möglichen Verhältnisse im menschlichen Dasein gegeben, die heute zu Tage eben so gut ihre Geltung haben dürften, wie damals als man die Steine zum Bau der Pyramiden heranschleppte. Welche herrliche, goldene Regel für Kindererziehung liegt nicht in folgendem Spruche Ptahhotep’s! „Wenn du ein verständiger Mann bist, so erziehe deinen Sohn in der Liebe zu Gott. Wenn er redlich ist, sich abmüht für dich, und dein Besitzthum im Hause mehrt, so gieb ihm den besten Lohn. Ist aber der Sohn, den du erzeugt hast, ein schlechter Mensch, so wende dein Herz nicht von ihm, denn du bist sein Vater; ermahne ihn. Wenn er aber lasterhaft wird, dein Gebot übertritt, alle Reden in den Wind schlägt und sein Mund von bösen Worten überläuft, so schlage ihn auf seinen Mund, gleichwie er es verdient.“[1] Welch eine moralische Höhe zeigen nicht die folgenden Worte des Königssohnes: „Wenn du vornehm geworden bist, nachdem du arm gewesen, und wenn du Schätze sammelst, nachdem du Mangel gelitten, und wenn du, darum der Erste in der Stadt, bekannt wirst wegen deiner guten Lage und obenauf bist: so werde nicht übermüthig ob deines Reichthums, denn der Urheber des Segens ist Gott. Verachte nicht den andern, welcher ist gleich wie du warst. Er bleibt dein Nächster.“[2] Und wie sehr erinnert nicht schließlich die folgende Verheißung an ähnliche Aussprüche in der Heiligen Schrift: „Besser ist Gehorsam, denn alles was lieb und gut ist. Herrlich ist der Sohn, welcher aufnimmt die Rede seines Vaters. Er wird alt werden darum,

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Anmerkungen

  1. [31] Seite 7 Zeile 10 ff. ebendort.
  2. [31] Seite 13 Zeile 6 ff. ebendort.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Brugsch: Ueber Bildung und Entwicklung der Schrift. C. G. Lüderitz’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1868, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brugsch_Bildung_Entwicklung_Schrift_1868.pdf/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)