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Aufgabe der Lübeckischen Flotte. Die Kosten dieser Flotte versprach Gustav Wasa zu ersetzen, nämlich für jedes Schiff monatlich 150 Mark Lübisch außerdem jedem Schiffer für sich selbst monatlich 18 Mark Lübisch und für jeden Mann, den er an Bord hatte, wöchentlich 12 Schilling Kostgeld zu geben.

Im December 1522 faßten die Jüten den Entschluß, sich von dem Könige loszusagen, und setzten sich mit seinem Vaterbruder, dem Herzog Friedrich von Holstein, in Verbindung. Das erste Zeichen ihrer Stimmung gaben sie dadurch, daß sie auf einem nach Callundborg ausgeschriebenen Reichstage nicht erschienen. Die Gefährlichkeit der Seefahrt bei so später Jahreszeit gab den Vorwand. Der König erschrack. Um dem angegebenen Vorwande zu begegnen, schrieb er für die Jüten eine neue Versammlung auf den 25. Januar nach Aarhus aus, wohin er selbst kommen wollte. Am 20. Januar aber beschlossen die Jüten, dem Könige einen förmlichen Absagebrief zu schicken und den Herzog Friedrich zu ihrem Könige zu erwählen. Der Mann, der den gefährlichen Auftrag erhielt, Christian den Brief zu überbringen, – er hieß Magnus Munk – entledigte sich desselben in kluger Weise. Er traf den König auf dem Wege nach Aarhus in Veile, machte ihm einen Besuch und wurde zum Abendessen eingeladen. Beim Abschied ließ er, wie aus Versehen, seinen Handschuh zurück, in welchen er den Absagebrief hineingesteckt hatte. Das zeigte sich erst am folgenden Morgen, aber da war Munk längst weiter zum Herzog Friedrich gereist. Dieser war geneigt, die dargebotene Krone anzunehmen, glaubte aber vorher sich des Beistandes der Stadt Lübeck versichern zu müssen. Er kam in Begleitung seines Kanzlers Wulf von Uttenhofen am 2. Februar selbst hieher, unterhandelte mit dem Rath und schon am 5. Februar wurde ein Vertrag geschlossen, in welchem der Rath, gegen das Versprechen, daß den Hansestädten die früheren Privilegien in Dänemark wieder zugestanden werden sollten, sich verpflichtete, ihm 4000 Mark Lübisch auszuzahlen, eine Last Büchsenkraut, d. h. Schießpulver, zu liefern und ihm 200 Soldaten zu Pferde und 4000 zu Fuß zu stellen und zu unterhalten. Zur Erfüllung dieser letztern Verpflichtung nahm der Rath den Grafen Johann von Hoya in Dienst, der eben mit einer Anzahl Söldner nach Holstein gekommen war, eigentlich um für den König zu fechten, in dessen Diensten sein Bruder, Graf Erich, schon stand. Darauf nahm Friedrich die dargebotene Krone an und empfing am 26. März die Huldigung der Jütschen Stände. Christian aber wählte unter allen Auswegen, die


Empfohlene Zitierweise:
Carl Friedrich Wehrmann (Hrsg.): Briefe an Matthias Mulich, geschrieben im Jahre 1523. In: ZVLGA 2, 1867, S. 296–347. Friedrich Asschenfeldt, Lübeck 1867, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Briefe_an_Matthias_Mulich.pdf/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)