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Gegrüßt seid ihr Kommende!

Weinberge unserer berückendsten Trauben
Bezeichnen den Weg euch.
Schwarze verkohlte Spuren unserer Brände,
Wo im Funkeln himmlischer Lichter wir saßen,

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Im Schweigen der Nacht singend von eurer Ankunft.

Heilige Zeichen,
Die wir in Sprachen der Völker, die geweiht sind dem Tode,
In senkrechte Wände der Felsen meißelten,
Herabgestürzte Bogen von Triumphpforten

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Unserer Herrscher,

Vom Schutte der Zeiten bedeckt Obelisken
Der Tempel.

Um des Geheimnisses des Schmerzes willen, des Todes, des Wiedererwachens,
Süß ist das Leben.

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Um der unsichtbaren Gegenwart der Großen und Heiligen unseres Stammes,

Welche unter uns schreiten in Gärten des Lichtes
Und aus aller Zeiten Entfernung sprechen zu unseren Seelen,
Gnadenreiche,
Süß ist das Leben.

50
Um der königlichen Dankbarkeit des Überwundenen willen,

Der vertrauend lagert sein Haupt auf die Brust,
Wo deine Glut mächtiger singt,
Um der Umarmung des Feindes willen, im Entzücken unserer höchsten Stunde,
Süß ist das Leben.

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Wegen des himmlischen Duftes, der eben erschlossenen Blüten,

In der Extase des Liedes, der Weihe der Küsse,
Süß ist das Leben.

Um der erhabenen Ermattung der Baumeister willen,
Süß ist das Leben.

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Um des sterngekehrten, geistigen Blickes willen,

Der gleichzeitig umfängt die Erde von allen Seiten:
Die krystallenen Öden der Pole, der Vorzeit,
Des Urgebirges, der Zahlen, Gesetze;
Die stillen Meere erblühender Lichter des Glückes, der Ähren, der Nächte.

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In Fieberglut treibende Gärten der Tropen, des Blutes, des Durstes und fürstlichen Träumens;

Die Last aller Früchte, die reiften in sichtbaren und unsichtbaren Sonnen

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Otokar Březina: Hände. Moriz Frisch, Wien 1908, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BrezinaH%C3%A4nde35.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)