Über Jahrhunderten wie in des Cyklons prangender Wirbelbahn schwebt,
Urväter Saat und Anbau niederfegt und der Wirt auf den Auen der Zeiten
In seines Blickes Juli läßt neuen Reichtum von Ähren bereiten.
Vom Palaste der Träume, der tausendstürmig bis in den Sternen versank;
Und als dieser auch brannte und ironisch der Wind um mich strich,
Ohn’ Aufschrei des Schmerzes singen auch schweigen konnt’ ich.
Die Erde so schön, wie niemals sie war, seitdem durch die Räume
Scharen gigantischer Lenze ich sah, im Schein ihrer Fackeln Sonnen versagen,
Tausend irdische Lenze waren gespannt vor ihren Wagen.
Ich sah königliche Sommer zur Ruhe geh’n auf Lager purpurner Herrlichkeit,
Eingewiegt von sangreichen Abenden, delikaten Harfenklangs Seligkeit,
Und unter erglühenden Sternen des Lebens süßestes Auflösen.
Gärten des Winters ich sah, die Äste erblüht in Krystallen,
Wie eben entzündete Lüster schwankten sie noch, spielten in farbigen Strahlen
Wie Eispalmen auf des Geheimnisses Fenstern, vom frostigen Lichte umflossen
Doch sah ich die Erde schmerzvoll auch, wie sie war seit Ewigkeit,
Bitter lächelnd sprechend zum Menschen, das Aug’ in die Ferne versunken, voll Bangigkeit;
Erde, eine der ärmsten unter ihren Schwestern im Weltenall,
Im Meere der Stille ein Eiland, das außer dem Tod nicht kannte des Friedens Schall.
Otokar Březina: Emil Saudek (Übers.): Hände. Moriz Frisch, Wien 1908, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BrezinaH%C3%A4nde15.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)