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Ich habe die Arbeit aus den geschilderten Beweggründen angefaßt, weil sie kein Besserer unternommen hat. Die Übertragung geschah unter der gütigen, die Mehrzahl der Gedichte umfassenden Kontrolle des Dichters selbst, und wurde die Idee niemals einem schillernden Wohlklang aufgeopfert.

So ist die Hoffnung begründet, daß auch die Übertragung den Lesern eine Ahnung von der Pracht der Gedanken des Originals beibringen werde.

Im Vaterlande des Dichters ist die Gemeinde seiner Verehrer klein, aber ihm innig ergeben. Wohl versagen ihm die besten Geister der Nation nicht ihre Anerkennung und gewiegte Kritiker bezeichnen ihn als Phänomen ersten Ranges. Aber gelesen wird er von Wenigen und begriffen von den Allerwenigsten.

Es soll hier nicht auf eine Analyse seiner Weltanschauung[1] und auch nicht eine Darlegung der einzig dastehenden Art seines Schaffens und Dichtens eingegangen werden. Die Leser sollen unvoreingenommen an die Lektüre dieser Gedichtsammlung, der jüngsten, die der Dichter herausgegeben hat, schreiten. Wessen Seele des mystischen Hungers nicht bar ist, wer in der Verdrossenheit des Alltags sich durch die Darstellung einer heroischen, alles Leid und Wehe, Tod und Verderben überwindenden kosmischen Auffassung zu neuer Lebensbejahung aufraffen will, wer endlich die von der vielgestaltigen Weltentragödie abgelesene, förmlich in greifbarem Stoffe herausdestillierte Weltenschönheit fühlen und genießen, die Musik der Sphären vor seinem geistigen Gehör erklingen lassen will, der betrete das Heiligtum dieser Kunst und bilde sich selbst ein Urteil über die Ideenwelt dieses Dichters und Denkers. Denn nach dem übereinstimmenden Urteile der Kritiker liegt sie in diesem Buche in krystallener Reinheit vor.

Nur zur Orientierung sei etwas über die äußeren Lebensverhältnisse des Dichters erwähnt.

Otokar Březina ist das Pseudonym des im Jahre 1868 in Počatek, im Taborer Kreise, geborenen, jetzt als Bürgerschullehrer im mährischen Städtchen Jarmeritz wirkenden Václav Jebavý. Auf seine mystische Weltanschauung scheinen zwei Momente gewirkt zu haben. Erstens der in Südböhmen seit uralten Zeiten heimische religiöse Ernst, zweitens das mütterliche Erbe, wovon der Dichter in einem seiner schönsten Gedichte „Meine Mutter“ spricht:


  1. Siehe hierüber Jahrgang I „Čechische Revue“, Heft 8 und die tschechische Literaturgeschichte von Jakubec und Arne Novak bei Amelang, Leipzig 1907.
Empfohlene Zitierweise:
Otokar Březina: Emil Saudek (Übers.): Hände. Moriz Frisch, Wien 1908, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BrezinaH%C3%A4nde08.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)