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Klawen nach den Ohren griff / sich auch über das trotzig vnd übermütig gegen dem Landesfürsten erwiesen / hat Hertzog Albrecht von Braunschweig vnd Lüneburg / im Jahr 1255. dieses Schloß vnd Vestung Asseburg belagert; Es hat aber die Belagerung biß ins dritte Jahr gewehret / ehe das Schloß erobert worden. Als auch bey wehrender Belagerung Ertzbischoff Gerhard zu Meintz / vnd Graff Conrad von Eberstein / dem Hertzog von Braunschweig ins Land fielen / sind Sie nicht allein überraschet vnd geschlagen / sondern auch beyde gefangen / vnd dem Hertzog vor der Asseburg gebracht worden / woselbst der Graff von Eberstein / weil er wider seinen Lehens- vnd Landesfürsten gehandelt / vnd Eydbrüchig geworden / bey den Füssen ist auffgehencket / also daß er zum grausamen Spectacul / biß in den dritten Tag elendiglich gehangen / vnd endlich in grosser Angst vnd Pein den Geist auffgegeben. Der Ort / wo der Grafe gehangen / wird annoch gezeiget.

Im Jahr 1492. als Hertzog Heinrich der Elter wider Braunschweig Krieg führete / haben die von Braunschweig das Schloß Asseburg außgebrant / vnd als 1494. darauff die Sache zum Friede gerahten / ist es mit verglichen / daß dieses Schloß also verwüstet bleiben soll / wie es dann noch heutiges Tages ist. Es ist ein schön Marmorbruch auff diesem Berge / wachsen auch darauff sonderlich gute Kräuter. Es befindet sich auch an diesem Berge / nicht weit von dem Dorff Grossendenckte / ein schön Springk / welchen die Leute / wegen deß frischen gesunden Wassers / brauchen / vnd sonderliche Besserung vnd Gesundheit daher verspüren.


Wollerßhausen.

Das Adeliche Hauß vnd Hoff / zusampt dem Dorff Wollershausen / im Fürstenthumb Grubenhagen belegen / mit allen seinen pertinentz-Stücken / hat vor dritthalb hundert Jahren denen von Minnigeroda zugestanden / auch noch / vnd wiewol es für diesem nicht also gebawet gewesen / wie jetzund / sintemahl es auff dem Walle geheissen / weil darauff für diesem ein Fischerhauß / nebenst einem Blockhause oder Gefängnuß gestanden / so gebens doch die Vhrkunde vnd rudera der alten Werckstück der Steine / deren man viel in der verbranten Erden gefunden / als ein Fundament deß Gebäwdes / daß vor etlichen langen Jahren ein Adeliches Hauß allda gestanden haben mag. Das jetzige Adeliche Hauß aber ist kaum vor 50. Jahren / von Johann von Minnigeroda new auffgebawet worden / Es ist aber dasselbe gar bequem vnd wol auffgeführet worden / vnd in das gevierdte begriffen / rings vmb das Hauß ligen allerhand Obst- Küchen- vnd andere aptirte Gärten / hinten aber an demselben ist zu befinden eine Mahl- vnd Oelmühle / welche dem Hofe vnd gantzem Dorffe sehr nützlich / darneben ligen die lustigen Aenger vnd Wiesen / so auff beyden seiten oben vnd vntenwerts hinstreichen.


Wölpe.

Dieses Ampthauß ligt im Fürstenthumb Calenberg / vnweit von der Weser / vnd von der Statt Nienburg / ist für diesem eine absonderliche Graffschafft gewesen / vnd haben noch etliche mehr Oerter dazu gehöret / dieselbe Graffschafft hat Wilhelmus Victoriosus Dux Brunsu. et Luneburg. vmbs Jahr Christi 1460. an sich vnd seine Fürstl. Nachkommen bracht.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_345.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)