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Gehöltze vnter anderm einen sonderlich guten Sand vnd Steinbruch / vnd weil solcher Stein sich sehr wol im Fewr hält / als wird derselbe weit verfahren.


Vßler.

Ist ein Fürstl. Calenbergisch Ampt vnd Statt / im Sollinger Wald / drey Meil von der Statt Göttingen / wann man von dar ab nacher Huxar reisen will. Die jenige / so das vhralte Geschlecht der von Vßler von einem Edlen Römer Uslario de Rodo Campo deriviren / geben für / es sey von selbigem annoch in der Heydenschafft erbawet.

Hertzog Erich der Jünger hat allda ein prächtig Fürstl. Hauß bawen lassen / vnd von dem schönen Thal / darin es gelegen / Frewdenthal genennet / wie annoch auß den hinterbliebenen ruderibus, weil es in anno 1612. gäntzlich in Fewersbrunst vffgangen / zu ersehen.

Die Statt Vßler hat bey diesen Kriegesläufften / vnd noch vorhero / grossen Brandschaden erlitten / nehret sich von Handwercken / Ackerbaw / vnd dem brawen.


Walckenried.

Ein vornehm vnmittelbahr Closter / an einem feinen lustigen Orte / zwo Meilen von der Statt Northausen gelegen. Ob es seinen Nahmen vom Walcken vnd rieht / (à fullonica et cariceto) oder von Graff Volckmarn / dessen Gemahlin es gestifftet / oder sonsten anders woher / stellet man dahin.

Die Stiffterin dieses Closters ist gewesen Fraw Adelheit / Graff Volckmars zu Lauterberg vnd Klettenberg / wie schon gemeldet / Gemahlin. Dann / (wie Joannes Ditmarus in Catalogo Abbatum veteris Campi schreibet) als dieselbe zu Neuß den vnüberwindlichen Kämpffer in deß HErrn Streit Quirinum, vnd zu Cölln der Heil. Märtyrer Gräber gesehen / vnd besuchet / hat Sie sich nach dem Closter Altvelt begeben / von dannen etliche Brüder mit sich genommen / vnd wieder zu den ihrigen gewendet. Diesen Brüdern hat Sie darauff bey ihrer Burg am Hartze mit grossen Kosten das Closter Walckenried zu bawen angefangen. Bey dem Closter findet sich davon folgende Nachrichtung zu Latein: Anno 1127. à prima fundatione Cistertii 29. anno 2. Imperatoris Lutharii tertii Imperatoris piissimi, Pontificarus sanctissimi Honorii P. P. 2. consensu Reverendissimi Alberti Archi Episcopi Moguntini in ipsius dioecesi fundata est Abbatia Walckenre: Cisterciensis ordinis ad radices Hercyniae sylvae, in praediis devotae Dominae Adelheidis quondam Comitissae de Clettemberg, pertinentibus ad imperiale castrum Sachsenburg tunc destructum: Et advocato venerabili viro Domino Henrico primo Abbate ex veteri Campo, una cum religioso conventu, ut Deum ibidem jugiter colant, est monasterium humile assignatum.

Die Jahrzahl der Stifftung haben die Münche in dieses distichon verfasset:

Anno milleno centum septemṕue vigeno
Walckrieth extruitur, Christus ubi colitur.

Damit es nun den Brüdern deß Closters an nohtwendigen Lebensmitteln / vnd gehörigem Vnterhalt nicht ermangeln möchte / hat die Stiffterin das Gut Berbesleben / welches Sie vmb fünffzig Talent gekauffet / vnd nach ihrem Tode alle ihre Haab vnd Geschmuck dem Closter zugewendet / auch so wol über die Stifftung / als Vbergab bemeldeten Gutes / deß Keysers Lotharii Confirmation zu wege gebracht / welche bey dem Ekstormio in seinem Chronico Walkenredensi zu befinden.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_321.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)