Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 319.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Marckte creutzweise zusammen schiessen / den Nahmen haben.

Der Fluß / so nahe bey der Stattmauren an einer seiten vorüber laufft / vnd auff der andern seiten die Stattmaure / vnd den zwyfachen Wall gleichsam mit einem doppelten Arm vmbfasset / bekompt daselbst erstlich seinen Nahmen / vnd wird biß hinter Lüneburg (da er die Aue / oder / wie vor Alters / Lünau heisset) die Elmenau oder Eltenau genennet / von 11. Strömen / so oberhalb der Statt zusammen fliessen / daselbst viel schöne Auen vnd Wiesen machen / bey grossem Regenwasser aber leichtlich überlauffen / vnd Schaden thun / entspringet bey Bockeln / im Fürstl. Lüneburgischen Ampt Giffhorn / vnd gibt allerhand gute Fische.

In der Statt hat es zwey Kirchen / vnd zwey andere Geistliche Gebäw / als nemblich die Pfarrkirche zu S. Marien / (2.) die Kirche vnd das Hauß zum grossen Heiligen Geist genant / vor dem Lüneburger Thor belegen / (3.) der kleine Heil. Geist / oder das Hauß S. Anthonii et Elisabethae, worin noch etzliche breßhaffte alte Frawenspersonen ihren Auffenthalt haben.


Vogdsdahlum.

Ist ein Fürstl. Wolffenbüttelsch Ampthauß / welches vor langen Jahren die von Wenden / als eine ErbVoigtey possediret haben / soll vor erst Dahlumb geheissen / vnd hernacher von der Voigtey den Nahmen Voigtsdahlumb überkommen haben / massen Ludolph von Wenden / dem Edlen Voigt zu Voigtsdahlumb geschrieben worden. Es soll aber von Hertzog Heinrichen dem Jüngern zu Braunschweig vnd Lüneburg / wie S. Fürstl. Gn. wieder zu Land vnd Leuten kommen / das Geschlecht der von Wenden davon abgebracht seyn / vnd ist darauff zu einem Fürstl. Ampthause gemacht worden.

Es ist das hohe Wohnhauß / wie auch das alte Hauß / beyde von Grunde biß oben vnters Dach / mit Steinen auffgemawert / gleichfalls die Küche vnd Speisekeller oben mit dem Keese- vnd Fleischboden / als auch das Dörre- Braw- vnd newe Wohnhauß / welche in einem Triangel in einander gebawet / vnd begreiffen den innern Platz deß Amptes oder Burg.

Sonst ist dieses Fürstl. Ampthauß mit Meyereyen / Vorwercken / Stallungen / Mühlen / vnd anderen zu der Haußhaltung nöhtigen Gebäwen wol versehen / vnd ligt vnter dem Elm / zwischen Schöppenstett vnd Wobeck / an der Heerstrassen / grentzet mit dem Ampt Wolffenbüttel / Jerxheim / Schöningen / vnd der Herrschafft Warberg / in einer lustigen gegend / hat zimlich guten Ackerbaw / auch stattliche Holtzungen.

Bey diesem letzten Kriege ist dieses Ampt / als welches an einer offenen Heerstrassen gelegen / zu vnterschiedlichen vielen mahlen ruinirt / vnd gäntzlich außgeplündert worden / hat sich jedoch zu jetzigen Zeiten zimlich wieder erholet.


Volckersheim.

Das Adeliche vhralte Geschlechte die von Cramm / haben zwey Adeliche Sitze in dem Dorffe Volckersheim / so zu dem Fürstenthumb Braunschweig Wolffenbüttel gehören; das eine Hauß ist sehr alt / vnd wegen dessen Erbawung keine sonderbare Gewißheit / das andere Hauß haben ermelte von Cram im Jahr 1621. zu bawen angefangen. Dieser Ort hat eine fruchtbare vnd lustige Gegend / vnd gehören zu dem Adelichen Sitze stattliche Holtzungen; Es gibt in solchem

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_319.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)