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vnd an dem Hartze ligt / als kompt das Wildprät offtmals nahe an das Hauß / vnd weidet. Vmb das Hauß herumb / vnd nahe dabey ligenden Hartzholtzungen / hat man einen sonderlich guten Vogelfang / vnd gute herrliche Wildbahn / vnd ist dieses eben der Ort / da der Hochberühmte Keyser Henricus Auceps sich so gern auffgehalten / vnd seines Vogelherdes abgewartet hat. Vnter dem Hause / auff beyden seiten / ligen zwey Vorwercker / als Fürstenhagen / vnd Liechtenhagen. Es seynd in diesem Ampte die Eisenbergwercke: Es gibt auch darin an die 12. Teiche / vnd gute Fischereyen / auch kan / wegen guter Weide / eine starcke Schäfferey / vnd andere Viehzucht gehalten werden. Hertzog Heinrich der Jünger hat sich gern allhie auffgehalten. Es ist eine Aebtissin von Gandersheim / so eine Geborne von Warberg gewesen / vnd mit ihrem Verwalter (so Heinrich Schramme geheissen) Vnzucht getrieben / allhier auff dem Hauß vermawret biß an ihr Ende gehalten worden / wie dann das Gemach noch heutiges Tages gezeiget wird / worinne sie gesessen / der Verwalter aber ist in Italien entwichen.

In diesem Ampte ligen auch die beyden Bergstätte / Grund vnd Wildeman / das Flecken Gittelde / vnd fünff Dörffer / nebst der Ober- Newen- vnd Teichhütten / wie auch das Gerichte Kirchberg / vnd Ildehausen. Vor Jahren seynd zwey Raubschlösser / als die Hinnenburg / vnd Alt Windhausen / so auff hohen Bergen in diesem Ampte gelegen / verstört worden. In den beyden Dörffern / Alshausen vnd Sivershausen / sollen zwey Edelleute / so Brüder gewesen / gewohnet haben / der eine hat geheissen Adoloff / der ander Sievert / denen die beyden Dörffer gehöret / Es hat aber der eine Bruder Sievert / seinen Bruder Adoloffen / wie er in der Kirchen daselbsten vorm Altar Messe gehöret / erstochen / ist darauff flüchtig worden / vnd hat daher der Landesfürst die beyden Dörffer ans Ampt gezogen.

Es ist dieses Schloß Stauffenburg ein vestes Hauß / ist aber / wie der König auß Dennemarck im Jahr 1626. allhier mit den Keyserl. ein Treffen gehalten / auch endlich occupirt / vnd von den Keyserl. besetzet gelassen.

Nahe vnter diesem Hause ist der Heinrichswinckel / ein beruffener vnd fast gefährlicher Paß / woselbst mancher Scharmützel in diesen Kriegszeiten vorgangen / vnd haben die Hartzschützen / auff selbigem Poste / den Keyserlichen Völckern grossen Schaden gethan.

Sonsten wohnen in diesem Ampt mancherley Leute / nicht allein Handwercker / Ackerleute vnd Bawren / sondern auch Kohlbrenner / Holtzhauer / Bergleute / vnd Hüttenleute / welche alle mit einander wegen deß angrentzenden Hartzes / vnd nahen Bergwercke / ihre Nahrung suchen vnd haben können.


Steina.

Ist ein im Fürstenthumb Braunschweig Lüneburg / Calenbergischen Theils / gelegenes Closter / vff dem Wege zwischen Northeimb vnd Göttingen / an der Leina / vnd einer schönen Awe / von Acker vnd Wiesen / an sich jetzo durch den Krieg fast öde vnd schlecht gebawet.

Von der Fundation hat man keine Nachricht. In anno 1248. ist Johann / Edler Herr zu Plesse / allda anfangs ein Münch / vnd nachgehends Abt gewesen / vnd zu Göttingen im Pauliner Closter begraben. Die regierende Herren Hertzogen zu Braunschweig Lüneburg / im Lande Göttingen vnd an der Leina / haben allhier ihre Landtage mit ihrer Ritter- vnd Landschafft pflegen zu halten.

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_300.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)