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ist gleichwol von den jetzigen daselbst wohnenden Adelichen Familien zimlich repariret / vnd im Stande erhalten worden.


Statt Oldendorff.

Diese Statt ist im Fürstenthumb Braunschweig Wolffenbüttel / etwa zwey Meile von der Statt Eimbeck / in dem Ampt Wickensen gelegen; das alte berühmte Schloß Homburg ist allernechst dabey / auff einem hohen Berge situirt gewesen / vnd haben die Banerherren von Homburg diese Statt anfangs fundiret / vnd erbawet. Es ist dieselbe aber an Gemäwren / Thürnen / vnd sonsten sehr alt / guten theils verfallen / schlecht / vnd nach der alten Manier auffgeführet. Es liget davor zimlicher Wiesenwachs am Holtzerberge / wie auch Länderey / aber guten theils zwischen den Bergen vnd Holtzungen / am kalten vnd winterhafften Ort / dahero keine sonderliche lustige Gegend / oder Fruchtbarkeit deß Landes allhier zu spüren.

Es ist auch Anno 1625. alsbalden im Tyllischen Einfall ins Braunschweigische Fürstenthumb / weiln sich die Bürgerschafft nicht gestracks ergeben / besondern im Anfall einen Grafen erschossen / diese Statt gäntzlich außgeraubet / etzliche alte Leute niedergehawen / vnd darauff angezündet worden / welches Fewr jedoch die Soldaten / auff Befehlich deß General Tylli / selbst wieder leschen müssen.

Sonst ist dieser Ort im folgenden langwierigen Kriegswesen / vor andern sehr mitgenommen / vnd die Einwohner zur eussersten Armuht vnd Vnvermögen gebracht worden / wie dann der betrübte Augenschein annoch gibt / daß dieses so gar erschöpffte / ruinirte / vnd an vermögenden Leuten entblössete Stättlein / noch zur Zeit nicht sonderlich wieder auffkommen / vnd respiriren können.


Osteroda.

Die Statt Osteroda / in dem Fürstenthumb Grubenhagen gelegen / oder vielmehr das Closter daselbst / hat anfangs Brunsroda geheissen / vnd ist erbawet von Brunone, einem Hertzogen zu Sachsen / vermuhtlich von Brunone, Hertzog Ludolffens / welcher Gandersheim gebawet / Vattern. Dieser Hertzog Bruno hat das Schloß Brunstein / nicht weit von Northeim gebawet / vnd Brunshausen bey Gandersheim zu bawen angefangen.

Daß aber diß Brunsroda nach dem eine Statt darauß worden / den Nahmen Osteroda bekommen / meynet Athanasius Kehr / vnd mit demselben Letznerus, daß es daher komme / weiln der Abgott Astaroth daselbsten soll verehret seyn / vnd gestanden haben an dem Ort / wo jetzund die alte Burg stehet / welche Meynung in etwas bestärcken die ältisten privilegia der Statt / worinnen die Statt Osteroht / vnd nicht Osteroda genennet wird.

Diesen Abgott hat S. Bonifacius, sonsten Winifridus, vnd der Teutschen Apostel genant / Anno 724. zerstöret / vnd dagegen ein oratorium in die Ehre Gottes / da S. Aegidii Kirche stehet / gebawet.

Sonsten aber könte auch seyn / daß Osteroda auß diesen beeden Worten / Osten vnd Rohda / zusammen gesetzet worden / Dann Rode / Riet oder Rent / teste Bruschio in tract. de monaster. in Michaelis Campo fol. 36. so viel ist / als ager ex loco inculto vel dumeto factus, dahero die meisten Oerter / so am Hartze gelegen / sich auff ein Rohda endigen / als Wernigeroda / Bleicheroda / Immenroda / Harlingeroda / Appenroda / etc. Dann die Leute zu dero Zeit so viel Acker außgerodet / vnd gemachet / als sie von nöhten gehabt / vnd bestellen können / Wie dann noch

Anmerkungen

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_259.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)