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Joch- vnd Schwigbogen vnter sich begreiffet.

Die Mühlensteine / welche ihrer Gütigkeit halber / zu Wasser vnd Lande / an viele vnd theils abgelegene Oerter geführet / vnd verhandelt werden / verursachen der Bürgerschafft allhier sonderliche gute Nahrung / vnd weil der Ackerbaw vmb diese Statt gantz gering / suchen Sie ihre Nahrung vornehmlich im brawen / (dann es einen guten Tranck Breyhan gibt) vnd Trafiquen oder Handlung / worzu Sie deß Stroms halber sehr gute gelegenheit haben.


Münder.

Dieses ist eine fast alte Braunschweigische Lüneburgische / deß Fürstenthumbs Calenberg / an dem Hamelfluß / zwischen dreyen Bergen / Sontha / Osterberg / vnd Diester / vnd den Aemptern Copenbrügge / Springe / vnd Lawenaw / zwo Meile von der Statt Hameln gelegen / scheinet als ob sie von solcher ihrer Situation ihren Nahmen bekommen / dann in den alten briefflichen noch übrigen Vhrkunden dieselbige Monter, vnd Montria, quasi jacens inter tres montes, genennet wird. Man hält dafür / daß in den grossen vnd langwierigen Kriegen / zwischen Carolo Magno, vnd Wedekindo Saxone, die Sachsen vnweit von dieser Statt ihr Feldlager vff eine zeitlang an dem Hulsebring geschlagen haben / vnd werden die Anzeigungen noch jetzo allda gesehen.

Anno 1483. ist Sie von den Bischoffen zu Oßnabruck / Minden / vnd Paderborn / auch den Grafen von der Lippe / damahligen Braunschweigischen Feinden / in der Erndte Zeit einen gantzen Tag vergeblich gestürmet worden.

Anno 1519. ist Sie in der damahligen Hildesheimischen Stifftsfehde gantz eingeäschert / vnd bey newlichsten Krieges-Vnwesen auch sehr viel außgestanden. Es ist auch ein Saltzwerck vor der Statt / vnd nehren sich die Bürger vom Ackerbaw / Bierbrawen / vnd Handwercken.


Neuhauß.

Dieses ist ein Fürstl. Braunschweigisch Wolffenbüttelisches Ampthauß / fast mitten im Hartze gelegen; vnd sollen vor Jahren sich Rauber auff diesem Hause vffgehalten / vnd den Pferden die Eisen vnrecht auffgeschlagen haben / daß wann sie vff den Raub geritten / man vermeynen sollen / als wann sie erst vffs Hauß geritten wären.

Es ist dieses Hauß in diesem letzten Kriege nicht ruinirt / aber in der ersten Braunschweigischen Belagerung hat es zimlich Anstoß leiden müssen / dieweil die Braunschweiger außgefallen / das Hauß gantz außgeplündert / vnd dasselbe übel zugerichtet haben.

Dieses Hauß ist vff einem Steinfelsen gar hoch vffgemauret / hat auff beyden Ecken starcke auffgemaurte Thürne / vnd ligt vor dem Hause ein zimlicher grosser Teich / so mit Carpen besetzet wird / auß welchem Teiche das Wasser vor diesem gantz vmbs Hauß gangen.

Dieses Fürstl. Hauß ligt zwar gantz im Holtze / jedoch an einem lustigen Orte / vnd nicht weit vom Drömling: Der Ackerbaw aber bey solchem Hause / wie auch dieses Orts / ist sehr schlecht / vnd thut gar wenig bringen / vnd ist mehrentheils SandAcker / jedoch aber mit zimlicher Holtzung von Gott dem Allerhöchsten begabet / auch kan dabey ein zimliche Viehzucht gehalten werden.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_249.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)