Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 245.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Moysburg.

Ist ein Fürstliches Lüneburgisches Ampthauß / welches von Edelleuten / die von Moysburg genant / (deren Geschlecht aber nunmehr nicht vorhanden) erbawet seyn soll. Nachgehendes haben es die von Oppershausen / vnd letzlich Heinrich von der Wense Pfandsweise innen gehabt. Nach dessen Absterben es an Hertzog Otten den Andern / Harburgischer Linie kommen / dessen Sohn / Hertzog Wilhelm hochseel. Gedächtnuß / hat es Anno 1618. new zu bawen angefangen / vnd in folgenden Jahren vollendet. Ist mit einem Strom / die Este genant / welcher sich in dem Alten Lande / im Hertzogthumb Bremen / in die Elbe ergeusst / gantz vmbflossen.


Münden.

Munden ist eine Fürstliche Braunschweig- Lüneburg- Calenbergische Ampt- vnd Frontier-Statt / deß Fürstenthumbs Braunschweig Lüneburg / Calenbergischen Theils / gelegen an einem sehr anmuhtigen vnd lustigen Orte / nemblich in einem schönen / allerseits mit lieblichen Awen vnd Wiesenwachs gezierten Thälern / durch welche die beyden Schiff- vnd Fischreiche Wasserströme / die Werra auß der Graffschafft Henneberg / auß dem Osten / vnd Fulda auß dem Stifft Fulda / vnd Land zu Hessen / auß dem Süden herunter / auff diese Statt / allernechst deroselben Mauren bey der Schlacht / woselbst die Anfahrt der Schiffe ist / an theils Orten 12. theils 15. vnd 16. Schritt davon / zusammen lauffen / vnd sich vermischen / dahero sie ihren Nahmen daselbst verlieren / vnd der in alt vnd newen Historien berühmter Fluß Visurgis, oder die Weser genant / entstehet. Vmb diese Statt hat es allenthalben vnterschiedliche lustige / vff hohen Hügeln vnd Bergen fruchtbare Eich- vnd Buchenholtzungen / Von weme aber / vnd zu welcher Zeit dieselbe anfangs gebawet / davon ist wenige Nachricht.

Anno Christi 1246. hat Hertzog Otto / mit dem Zunahmen Puer genant / Henrici Leonis ex filio Nepos, welchen Anno Christi 1235. Imperator Fridericus II. mit dem Titul eines Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg begabet / diese Statt vom Reiche zu Lehen erhalten / ihre Privilegia confirmiret vnd verbessert / damals den Nahmen Gemünden gehabt / wird jetzo allein Münden genant / Hertzog Erich der Jünger hat ein schön vnd ansehnliches Schloß oben an die Statt / woselbsten die Werra an der einen Seiten in die länge / nahe vorbey fleusst / gebawet / vnd zwar auff dem Ort / da vorhin ein altes Schloß / so abgebrant / gestanden / welches über die massen lustig / vnd wegen der Gegend vnd nahen Wasserflusses / zur Sommerszeit einen gantz erfrewlichen vnd anmuhtigen Prospect hat / vnd ein doppeltes sehr liebreiches Echo gibet.

Es ist daselbst Hertzog Wilhelm Anno 1494. Hertzog Erich deß Eltern (so Anno 1540. vff dem Reichstage zu Hagenaw Todes verfahren) Herr Vatter / vnd Sr. Fürstl. Gn. erste Gemahlin Catharina / Hertzogin zu Sachsen / vnd Ertzhertzogs Sigismundi zu Oesterreich nachgelassene Witwe / Anno 1524. gestorben / vnd alle drey in der Stattkirchen S. Blasii begraben / welches deroselben allda befindliche monumenta vnd Grabeschrifften bezeugen.

Vber das geben obspecificirte beyde Flüsse / allernechst der Statt etzliche sehr schöne fruchtbarliche Insulen / deren eine mit einer höltzern Brücken an die Statt gehencket ist.

Sonsten gehet auch allda über die Werra eine lange steinerne Brücke / welche sieben mit Quadersteinen außgefütterte

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_245.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)