vnd Reinstein ein Closter in Dei Archangeli Michaelis et omnium angelorum, inmassen auch in deren Ehre die Kirche oben auff dem Hartz / zu S. Volckmar / gestifftet gewesen / vff der Cistercienser Orden / an dem Ort / Everhodderode genant / vnten vor dem Hartze / zwischen Blanckenburg vnd Heimburg / Anno 1152. indict. 16. 9. Kal. April. zu bawen angefangen / vnd Michaelstein genant. Dieses Closter liget an einem lustigen Ort / vnd hat gute Gebäude / vnd starcke Mauren gehabt / so aber in dem leidigen dreissig Jährigen Krieg sehr in Abgang gerahten.
Als jetzt hochgedacht Beatrix, die neunte Abbatissin deß Stiffts Quedlinburg / Keysers Friderici Barbarossae Tochter / oder wie Spangenberg in seiner Mansfeldischen Chronick cap. 234. vnd M. Wolfius in seinem Quedlinburgischen M. S. Chronico meynen / seine Schwester / 23. Jahr ihr Stifft löblich regieret / vnd im HERRN selig verschieden / ist Sie zu Michaelstein in die damals neue ClosterKirche im Chor / 1169. begraben / mit diesem epitaphio:
QVIA LUBRICA ET BREVIS CONSTAT VIA HOMINIS PER ME QVISQVE SCIAT: QVAE IN HOC HOSPITIO TENETUR PEREGRINA, ORTA DE STEMMATE REGALI FRIDERICI: NUNC SUM PULVIS ET VERMIS: LECTOR MIHI DEPRECARE QVOD ET TU CUPIS EXPECTARE: PER XXIII. ANNOS ABBATISSA PRAEFUI INCARNATIONIS DOMINI MCLXII. ANNO INDICTIONE VIII. IDIB. JULII.
Diese Kirche ist / nach Anzeige deß noch stehenden einen Giebels / ein groß vnd herrlich Gebäude / auch darin viel Gräfflicher vnd Adelicher Personen / deren etliche auß sonderbarer Devotion / an diesem heiligen Ort ihr Sepultur erwehlet / vnd per Testamentum verordnet / ihre Begräbnuß gewesen. Sie ist aber von den auffrührischen Bauren / Anno 1525. gantz ruiniret / zerbrochen vnd verbrant worden. Darauff man hernach das Capitlhauß / so gewölbet / wieder zur Kirchen verordnet.
Das Closter Michaelstein ist von den Herren Grafen zu Blanckenburg vnd Reinstein / auch andern Herren / sehr reichlich begütert / daher es dann in solch Auffnehmen gerahten / daß es auch ein Hospital für arme Leute neben sich gebawet / welches Hospital hernach Anno 1318. Graff Heinrich von Reinstein von dem Closter Michaelstein ab- vor die Statt Blanckenburg geleget.
Als die Graffschafft Winningen loßstorben / haben die Patres zu Michaelstein dieselbe / mit allen Zubehörungen / vmb vnd für 33000. Gülden erb- vnd eigenthumblich an sich gekauffet. Vnd da die Sültze zu Lüneburg eingehen / vnd sich stopffen / vnd die Statt der vnerschwinglichen Costen halber demselben vorzukommen / vnd wieder zu bawen nicht vermochte / hat diß Closter eine grosse Summa Geldes auffgebracht / vnd der Statt / zu Erbawung der Sültze / vorgesetzet / hingegen dieselbe dem Closter jährlich fünffhundert Rheinische Gülden auß dem Saltzwercke zu geben sich verschrieben.
Wie Graff Conrad von Reinstein Geistlich worden / vnd seine Profession ins Closter gethan / hat er dem Closter etzliche Hueffen Landes / vor Mordorff vnd Calendorff gelegen / conferiret vnd verschrieben / gleich wie anfänglich Graff Burchard zu Blanckenburg / den gantzen Raum vnd Platz deß Dorffes Evergodesrode / worauff das Closter stehet / Anno 1152. gegeben hat / dem Closter Michaelstein den Storfenberg / oder Stoffenberg / bey dem Schlosse / die Lütke Lawenburg genant / zugewandt.
Anno 1299. 10. Cal. Feb. haben Rudolff Dieterich / vnd Heinrich / Gebrüdere von Gaterschleben / dem Closter 518. Marck rein Silber verehret.
Anno 1189. seyn in diesem Closter 24. Chorherren / vnd eben so viel Leyenbrüder gewesen.
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_242.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)