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welchen der Lappenwald zum gleichen theil angehörig vnd angeerbet / zu Vnterhalt der Personen im newen Gotteshause Marienthal / mildiglich verehret vnd zugeeignet worden.

Der Gebäude dieses Closters sind zimlich viel / vnd mit einer Maur zusammen vmbschlossen / also daß es auch von aussen einer zimlichen Statt nicht vngleich anzusehen gewesen / ehe derselben viel sind in einen Abgang kommen / Als Kranckenhauß / sonderliche Lust- vnd Gasthäuser / Capellen / Thürne / Vorwercke / allerhand Stallungen / Schäfferey / Mühlen / vnd derogleichen. Vnter anderm hat es einen schönen Creutzgang / mit vielen Fürstlichen vnd Adelichen Wapen vnd Begräbnussen gezieret; Es hat auch das Closter herrliche Höfe oder Curias in Helmstett / Magdeburg vnd Braunschweig gehabt.

Dem heiligen Creutz Christi zu Ehren / ist die rechte Stiffts-Kirche allhie in eine Creutzform / vnd zwar nach form der heiligen Creutzkirchen zu Jerusalem / gebawet vnd auffgeführet / darin der seel. Fundator am hohen Chor begraben ligt:

Sepulchro incisa est imago ejus imberbis et cataphracta, cui adscripti hi versus:

Felix sit Christe coeli cum civibus iste,
Vallis Fundator Mariae, virtutis amator,
Prudens, Magnificus, fidusque Comes Fridericus.

Deßgleichen Jochim Carl / Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / vnd etzliche Abte deß Closters.

Im Jahr 1569. ist diß Closter durch gnädige Schickung Gottes / vnd auß hohem Fürstlichen Eiver deß Durchleuchtigen vnd Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / Herrn Julii, Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / vnter dem Ruhmwürdigen Abte Casparo Schosgio, reformiret / vnd nach Inhalt der Prophetischen vnd Apostolischen Schrifften / offentlich darin gelehret vnd geprediget / eine rechte Christliche Schule / darin man die linguas vnd disciplinas Instrumentales fleissig studiret vnd gelesen / vnd viel gelahrte Männer gezogen / welches ewiges Ruhms würdig.

Es ist auch sonderlich zu mercken / daß nach vorgangener Reformation / alle Tage in der Kirchen allhier die Stipendiaten / deren vom Closter zwölff alimentiret / vnd mit nohttürfftigen Kleidung vnd Büchern versehen sind / den Gottesdienste mit singen / lesen vnd beten gehalten haben / dann man grossen Fleiß angewandt / damit der Gottesdienst / nebenst den studiis, immer für vnd für möchte getrieben vnd erhalten werden.


Marienwerder.

Ist ein Jungfern-Closter im Fürstenthumb Calenberg / anderthalb Meil weges von Hannover / zwischen selbiger Statt / vnd dem Fürstlichen Ampthause Riecklingen / Ist in anno Christi 1114. von Herrn Cunrad / Grafen zu Roden vnd Wunstorff / an einem sehr lustigen Orte gestifftet / werden annoch ein Anzahl Adelicher vnd Bürgerlichen Standes Closter Jungfrawen alldaselbst vnterhalten / welche dem Gottesdienst gebührlich abwarten.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_238.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)