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ein Heilbrunnen / der Bungelsbrunnn genant / dabey sich vor Alters mit allerhand Gebresten behaffte Leute häuffig finden lassen.

Im Jahre 1646. hat nicht allein dieser Brunn seine vor Jahren gehabte Krafft und Wirckung wieder erlanget / sondern seyn auch noch zweene andere daneben entsprungen / durch deren Gebrauch über 200. krumme / lahme / taube / stumme / mit Stein / Zipperlein / vnd dergleichen Kranckheiten beladene Menschen wiederumb zu recht gebracht vnd genesen.

Es ist sonsten in diesem Kloster noch heutiges Tages eine Anzahl Adelicher vnd anderer Jungfrawen / vnter der Auffsicht einer Dominae, welche täglich ihre Stunden halten / vnd mit singen vnd beten den Gottesdienst verrichten.


Lutter am Barenberge.

Das Fürstl. Braunschweig-Wolfenbüttelsche Ampthauß Lutter am Barenberge / haben vor Jahren die Tempelherren inngehabt / wie auch noch bey Menschen angedencken darauff Zellen vnd Altare zu sehen gewesen / vnd wie dieselbe zerstöret vnd außgerottet / haben die von Schwichold das Hauß vnd Ampt bessen; jetzund aber gehört es / sampt allen Dörffern vnd Gerichten / zur Consistentz deß Wolffenbüttelschen Fürstenthumb.

Sonst ist dieses Ampt vnd Hauß Lutter / sampt dabey gelegenen vier Dorffschafften / so mit ihren Feldmarcken zusammen stossen / mit Bergen vnd Holtzungen gantz vmbgeben / in einer fast lustigen gegend gelegen / vnd grentzet mit Seesen / Woldenberg / vnd Liebenburg / ligt von der Fürstl. Residentz Wolffenbüttel 3. Meil / von der Statt Goßlar zwey / von Seesen zwey / vnd von Bockenem eine Meil weges. Es ist ein zimlich alt Gebäw / wiewol mit taurhafften / vnd mit Schiefer gedeckten Meyereyen vnd Stallungen versehen. Mitten auff dem Platze / im Hause / stehet ein grosser vngeheurer Thurn / ohn Eingang vnd Thür / von sehr festen vnd harten Kalck vnd Steinen hoch auffgemauret / zu sonderbarer Vestung damals / als das Faustrecht annoch gegolten.

In hiesiges Ampts Dorffe Nienwalmoden stehet ein altes Maurwerck / so vormals eine Vestung / vnd Thedeln von Walmoden / der Vnverfehrte genant / Adelicher Sitz gewesen / vnd ist solchem Ort / zu gemeltes vnverfehrten Walmoden Zeit / mit einer Belagerung zugesetzet / vnd endlich mit dem Wasser überwunden / verwüstet vnd zerstöret / wie dann der vffgeschüttete Damm / an beyden seiten deß Wassers / die Reyle genant / annoch stehet / vnd mit grossen starcken Holtze bewachsen ist. Es werden auch vmb diesen Ort annoch kleine stählerne Pfeile in der Erden gefunden / dahero abzunehmen / daß es eine geraume Zeit mit solcher Zerstörung seyn muß / vnd das Büchsenschiessen noch nicht erfunden gewesen.

Oben Hahusen / nacher Seesen werts / an der rechten seiten / ligt der Bahrenburg / davon das Ampt den Nahmen Lutter am Bahrenberg hat / wird auch der Langenberg genant; An der lincken seiten gegen über / hat man den kleinen Bakenberg in diesem Ampte / vnd allernechst dabey den grossen Bakenberg im Ampt Seesen / dahero die Irrung folget / daß hiesiges Ampt auch Lutter am Bakenberg / von etzlichen geschrieben vnd genennet wird.

Bey diesem Ampthause im offenen Felde / ist die Schlacht zwischen dem Könige in Dennemarck / vnd General Tylli / Anno 1626. geschehen / da die Keyserl. die bekante grosse Victoriam erhalten haben. Es haben sich zwar damals etzliche tausent von der Dänischen Infanterie auff dieses Hauß reterirt / sich aber bald / sampt allem was darauff gewesen / auff Discretion ergeben müssen.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_232.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)