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bey dem Dorffe Lose / in dem Ampte Luchow belegen / ein Brunn entsprungen / der zu vielen Kranckheiten genutzet / vnd dannenhero viele hundert krancke vnd breßhaffte Leute / hohes vnd niedern Standes sich dahin begeben / vnd denselben gebrauchet / seine Wirckung hat sich nach etlichen Jahren hinwieder verlohren / jetzo aber / vnd zwar in anno 1652. sich wieder ereuget vnd herfür gethan / auch allbereit vnterschiedenen krancken Leuten / so desselben Wassers gebrauchet / zu ihrer vorigen Gesundheit verholffen / Wie lange es nun continuiren möchte / wird die Zeit lehren.


Lucklum.

Es ist der Balley Sachsen Teutsches Ordens / Land-Commenthurey Residentz / Hauß Luklumb im Fürstenthumb Wolffenbüttel / vnd zwar eine halbe Meil weges von der Haupt-Vestung Wolffenbüttel / gegen Morgen gelegen / vnd ist dieses Commenthurey-Hauß Lucklumb vor etlichen hundert Jahren ein Ampt gewesen / auch soll ein Stättgen oder Marcktflecken / so Lucke geheissen / dabey gelegen / vnd damals dem Stifft Halberstatt zugehöret haben.

Anno 1260. ist von dem Bischoff zu Halberstatt / Volrado, das Hauß Lucklumb / mit allen Pertinentien / an den Teutschen Orden geschencket / auch Anno 1313. am Abend der Apostel Petri vnd Pauli / von dem damahligen Bischoff zu Halberstatt / Alberto, herrlich confirmiret / auch weiter von Fürsten vnd Herren / auch von dem Closter Königslutter / auch denen von der Asseburg / mit einem vnd anderm begabet worden.

Dieses Hauß Lucklumb hat den Nahmen von vorgemeltem Marcktflecken Lukke / Lukkelheim / welches contractè außgesprochen wird Lukkelum / inmassen solches die bekante analogia in der Teutschen Sprache vnfehlbar gibt / vnd in sehr viel anderen Nahmen der Stätte vnd Dörffer bräuchlich ist.

Es ist dieses Hauß in die vier Ecke gebawet / vnd bestehet in einem guten Fundament / ist zwar ein altes Werck / vnd Anno 1314. mehrentheils auffgeführet / aber von Grund auff biß oben an / ist es ein gantz festes / dickes / mit Gips vnd Kalck gemauertes Mauerwerck / vnd mit rohten Ziegeln gedecket; Inwendig mit nöhtigen gewölbeten Kellern vnd Logimentern außgebawet / hat einen viereckigten Platz / darin ein Brunn / so sehr reich quillet / vnd gut Wasser gibt / vnd an der einen seiten eine Capelle. So bald man von der Brücken kompt / gehet man in den Vorwerckshoff / gantz weit vmbgriffen / vnd mit Gebäuden / als schönen vnd hohen langen Scheunen vnd Ställen / gantz von Steinen auffgemauret / vnd mit Ziegeln gedecket; Welche von dem Herrn Land-Commenthuren / Hanß von Loßauren sehl. Anno 1590. biß 1600. an statt der vorigen bawfälligen vnd weggeraumeten Gebäwen / hinwieder angerichtet.

Durch den Hoff fleusset ein schönes klares Wasser / die Warre genant / so vff eine halbe Meile im Holtz entspringet / vnd vnterschiedene überschlächtige Mühlen treibet / das Wasser frieret auch nicht zu / wann schon die grösseste Kälte ist.

An dem Hause vnd Vorwercke gehet ein schöner grosser Lust- vnd Baumgarte / mit Gängen vnd guten Quartieren gezieret / herumb / worin jährlich allerhand gutes Obst / Wein / vnd Früchte wachsen. Vmb den Garten / vnd also gantz vmbs Hauß vnd Vorwerck / ist eine zimliche hoch vffgeführete Mauer / mit Ziegelsteinen bedecket / welche die beyde vff einander folgende Herren Land-Commenthuren / Herr Hanß von Loßauren / vnd Herr Joachim von Hapffenkorff sehl. verfertigen lassen.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1654/1658, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_223.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)