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Halberstatt / dem Brockenberg vnd Hartze / von Osten biß ins Westen / nach dem Westen vnd Norden / ins Fürstenthumb Braunschweig / nacher Wolffenbüttel / Braunschweig / vnd an dem Elme hindurch / biß Voigtsdahlumb vnd Schöningen / daß wann eine lustige Landschafft oder Gegend solte abgezeichnet werden / man sonderlich diesen Hieseberg wol erwöhlen könte.

Anno 1641. als im Majo, kurtz für Pfingsten / der Schwedischer Feld-Marschall Johann Bannier / von Merseburg mit der Armee den March ins Stifft Halberstatt gerichtet / hat sich solche Armee jenseit dem Paß Kiteitzthamb / an das Dorff Dedeleben ins Feld gesetzet / vnd daselbst ein Lager formiret / Als aber die Keyserl. Armee gefolget / vnd Mittwochens in den Pfingsten in vollem Marche vnd Schlachtordnung / Morgens frühe vmb drey Vhr Schöningen vorbey / vnd nacher Wolffenbüttel marchiret / ist die Schwedische Armee bey Dedeleben auch auffgebrochen / vnd sich hinter Wolffenbüttel / bey dem Closter Stederburg vnd Thiede wieder gesetzet. Als nun sothane Armeen bey Wolffenbüttel ein hartes Treffen mit einander gethan / ist seine Hochfürstl. Durchl. Ertzhertzog Leopold Wilhelm / Keyserl. General / mit der Keyserlichen vnd Chur-Beyerschen Armee von Wolffenbüttel wieder auffgebrochen / vnd den March auff das Hauß Jerxheimb gerichtet / seynd auch die Quartiere allbereit gemachet / vnd die Armeen anmarchiret / Seine Hochfürstl. Durchl. der Ertzhertzog vor Jerxheimb vnter einer Windmühlen Morgens Taffel gehalten / vnd gegen Mittg mit etzlichen hundert Pferden nach Schöningen geritten / der Fürstl. Fraw Wittiben zugesprochen / bald aber nach wenig Stunden wieder zurücke kommen / das in Jerxheimb gemachte Quartier verlassen / vnd die gantze Armee über den Kivitzthamb nacher Dedeleben marchiret / vnd an den Ort / da die Schwedische Armee vorhero ihr Feldlager gehabt / sich wieder gesetzet / denen die Schwedische Armee gefolget / wobey die Frantzösischen / Lüneburgische vnd Hessische Armeen sich mit gefunden / ihren March vff Jerxheimb genommen / das Hauptquartier darin gemachet / ein Feldlager formiret / vnd sich gesetzet / welches Feldlager dann hinter Beyerstett / bey deß Ampts Saltaw Mühlen sich angefangen / vnd vnter vnd im Weinberge durch den Heyneman / biß hinter die Ampts-Teiche / vnd also auff eine halbe Meil weges sich erstrecket / haben sich die Regimenter in das Winterkorn / da sehr herrlicher Weitzen vnd Roggen im reiffen gestanden / gesetzet / alles Korn im Winter- vnd Sommerfelde abgeschnitten / abgemeihet / vnd zu nichtet / daß so wol beym Ampte / als Gerichts Vnterthanen / an Korn im Felde nichts blieben / vnd seynd solche vier Armeen an Pagage-Pferden / Reuttern / Soldaten vnd gäntzlichen Troß / vff ein hundert tausent Menschen / vnd auch auff so viel Pferde geschätzet / haben die Armeen zwölff Tage stille in diesem Feldlager gelegen / wodurch das Hauß Jerxheimb vnd GerichtsDörffer totaliter ruiniret. In deß Ampts Weinberge / das Weinhauß / sampt der Weinpressen / neben noch einem kleinen Hause / alle mit Ziegeln bedecket / vmbgerissen / den Zaun / so den Weinberg verwahrlich vmbgeben / verbrant / vnd alles verderbet / auch die Ampts-Teiche / so viel die Armeen an Wasser entrahten können / abgelassen vnd verwüstet. Es seynd von beyden kriegenden Theilen Salvaguardien auffs Hauß Jerxheimb geleget / welche mit sehr schweren Kosten vnterhalten / vnd das Hauß Jerxheimb in solcher grossen Noht / für Einfall vnd gäntzlicher Plünderung behütet / aber der höltzerne Haußgeraht an Tischen / Taffeln / Bäncken vnd Schemeln / vom Hause herunter genommen / vnd im Abzuge mit weggeführet / vnd verbrant worden.

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_194.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)