Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 163.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

getragen / an nichtes / was deren Erhebung befodern können / erwinden lassen / Gestalt auff eigenen Costen S. Fürstl. Gn. die jetzige dem gantzen Bergwercke zu gut kommende Stolln / besondern auch andere / als den Hütschenthaler vnd Himlischen Heers Stolln zu treiben anfangen lassen / mit deren theils die Fürstlichen Herren Successorn von Zeiten zu Zeiten / durch alle Züge / von dem Wildeman an verfahren / seynd auch noch in stetiger Forttreibung / biß in das Fürstl. Grubenhagische Claußthalische Bergwerck / den Burchstetter Zug / begriffen / massen dann mit dem ObernStolln / der Franckenscharn Stolln geheissen / vorlängst schon die Stolln Gerechtigkeit allda erworben / die andere tieffere Stolln werden nach Mögligkeit dahin auch fortgesetzet.

Der tieffste Stolle / vnter denen / so anjetzo getrieben werden / bringet in den Gruben über 100. Lachter Teuffe ein / weiln aber die Gruben vnter diesem Stolln bey 50. Lachter tieffer bawen / werden mittels der Kunst-Räder / welche zwischen den Stolln hängen / die Wasser auß dem Tieffsten gehoben / vnd auff den Stolln zu Tag außgeführet. Das gewonnene Ertz / vnd der Berg / den man in den Gruben nicht auff die Kästen setzen lassen kan / wird auß theils Gruben / denen es gelegen / wann auß den Tieffsten derselbe durch die Zufoderer vnd Haspelknechte / auff den 19. Lachter Stolln / auff die Füllörter gefodert / mit den Hunden zu Tag auß / biß in den Wildeman / für die Puchwercke vnd an die Hallen respectivè gelauffen. Auß andern wird das Ertz vnd der Berg mit Kehrrädern / wo man aber darzu die Wasserfälle nicht haben kan / mit Pferden in den Treibschächten zu Tag außgetrieben.

Das Ertz wird jetziger Zeit mit Pulver durchschiessen / (dabey aber leyder offt die Bergleute Schaden nehmen / vnd vmbkommen) vnd wenig mit Schlegel vnd Eisen / wegen allzu grosser Festigkeit / gewonnen. Wann das Ertz für die Puchwercke gefodert / werden die groben Wände zerschlagen / nachgehends von den Püchern vnter die Puchstempel geschüret / das durchgepuchete auß dem obern Gerinn außgeschlagen / durch den Bühntrecker auff den Schlemmgraben gestrecket / vnd durch die Puchsteiger vnd Schlemmer darin / biß zu reinem Schlich gezogen / vnd dieses nennet man Schlemm-Schlich / Was aber im vnter Gerinn vnd Sumpfen sich setzet / wird außgeschlagen / vnd durch die Aufftrecker auff die Planherthe in das Gefälle getrecket / daselbst es durch die Wäscher mit der außstoß Kist außgestossen / auff den Planen abgeläutert / vnd der auff den Planen behaltene Herthschlich in die Vässer gewaschen / Dessen vorbemelten Schlichs wird 30. Centner / nach abzug der Nässe / auff einen Rost gerechnet / Wann solcher Schlich zur Hütte geführet / gewogen / vnd die Schlichprobe davon genommen / wird er in den Rostofen gestürtzet / darin die erste Wildigkeit davon geröstet / der gebrante Rost alsdann geschmoltzen / das im schmeltzen gegebene Werck wird auß dem Herth vor den Schmeltzofen / wann die Schlacke abgezogen / durch den Stich abgezapffet / in Werckstücke gossen / dann das Werck im Treibofen auff einem Aschenherth getrieben / die Glödt durch die Glödtgasse abgezapffet / das erhaltene Blicksilber nachgehends zu feinem Silber gebrant / vnd dann zu Reichsthalern vermüntzet / womit wochentlich ein jeder redlicher Bergman / auß Fürstl. Zehenten richtig bezahlet / vnd der bleibende Vberschuß von allen Metallen / als Silber / Kupffer / Glöth / Bley / Victriol vnd Schwefel / so diese Bergwercke geben / vnd zugleich in Fürstl. Zehendten geliefert werden muß / der Fürstl. Herrschafft vnd mitbawenden Gewercken respectivè berechnet vnd gereichet wird.

Belangend die Berg-Stätte / so in die Fürstl. Braunschweigische Lüneburgische Communion / nach Absterben weyland Hertzogen Friederichen Vlrichs zu Braunschweig vnd Lüneburg / als Letzten Hertzogen Fürstlicher Wolffenbüttelscher Linien / von den Fürstl. Herren Agnaten / nebenst dem Rammelsbergischen Berg: Saltzwercke vnd Forsten gelassen / seynd vier / als Zellerfeld / Wildeman / Grund / vnd Lautenthal /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_163.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)