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Hardenberg.

Dieses Hauß ligt in Fürstlicher Calenbergischer Hocheit / an dem Gebürge Langfast / an einem sehr schönen / fruchtbaren Mastgehöltze / hat hiebevorn Bevernstein geheissen / gegen über nach dem Westen / ein Feldweges / hat es einen dazu gehörigen schönen Flecken / Nördten genant / mitten zwischen den Stätten Göttingen vnd Northeim eingelegen / fürters hin einen herrlichen Wiesengrund / darein die Leina nach dem Norden fleusst / vnd alles fruchtbar vnd anmuhtig machet; Es gehören auch etliche Dörffer dazu / vnd besitzet es noch das Adeliche Geschlechte der von Hardenberg.


Harste.

Ist ein vornehmes Fürstlich Calenbergisches Ampthauß / im Lande oder Fürstenthumb Göttingen / über Wald / vnd an der Leina / ligt zwischen den Stätten Göttingen vnd Hardegsen; Soll von Juncker Ludwigen dem IV. eines vornehmen Adelichen Geschlechts der von Rostorp / nach dem Sie in einer Fehde mit der Statt Göttingen / ihr Schloß Rostorp verlohren / bey dem Wasser die Harst genant / gebawet seyn / vnd wird jetzo solch Gebäwde noch das alte Hauß genennet. Nach dem aber die Gebäwde daselbst / vff Abgang der von Rostorp / bey den vielen Kriegen desolat worden / ist nachgehends / bey Lebzeiten Hertzog Erichs deß Jüngern / durch Ludolff von Bortfeld daselbst wieder gebawet worden / vnd an das Fürstl. Hauß Braunschweig Lüneburg / benebenst andern Rostorpischen Gütern verfallen / wie bey dem Hause vnd Statt Hardegsen gemeldet.

Der Ackerbaw / vnd was zu vollkommener Haußhaltung gehörig / ist dieses Orts fruchtbar vnd außträglich. Dahero auch rund vmb dieses Ampthauß herumb viele schöne Dörffer hart an einander ligen / vnd zu sehen seyn.


Hartzburg.

Das Fürstliche Braunschweigische Wolffenbüttelsche Ampt Hartzburg / hat den Nahmen von dem vhralten Schloß vnd berühmten Berg-Vestung Hartzburg / welches auff einem hohen Berge am Hartze / gegen Süden gelegen. Dasselbe Schloß oder Berg-Vestung soll / nach etlicher Meynung / drey hundert Jahr vor Christi vnsers Seligmachers Geburt / von den Hartzländern oder Chaucis / (dann das Wort Sachs ist zu der Zeit / vnd lang hernach in omni historiâ vnbekant) als Heyden / vnd zwar in honorem Saturni erbawet / vnd damalig nicht Hartzburg / besondern Saturburg genant worden seyn.

Als aber Keyser Carolus Magnus, Anno 780. sich gegen die Ost-Sachsen / vnd dero König Wedekind / mit einem starcken Kriegesheer wenden muste / hat er / der Keyser / bey solcher Gelegenheit / nach dem gedachter Wedekind zum Christlichen Glauben gebracht / die damahlig benambte Saturburg eingenommen / auff welcher Burg ein Abgott oder Teufel / Crodo genant / von den Sachsen angebeten vnd verehret worden; Vnd ist von der Mechtilden / Imperatoris Henrici Aucupis Tochter / auff einem gewirckten Seidenen Rock / wie derselbe Abgott sich allemahl zu praesentiren pflegen / mit allerhand Farben von Seiden künstlich abgewircket worden /

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_155.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)