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Eroberung vnd Außplünderung gelitten / vnd wie Anno 1641. gegen die harte Belagerung deß Herrn Ertzhertzogs Leopold Wilhelm in Oesterreich / durch Gottes Gnad / vnd tapffere Resistentz deß domahligen Commendanten / nebenst anderen bey sich darin gehabten Fürstlichen Braunschweig-Lüneburgischen Officierern vnd Soldaten / auch vnerschrockenen Bürgerschafft vnd Landvolcks / bey ihres natürlichen Landesfürsten getrewer Devotion conserviret / solches ist männiglich bekant / vnd werden es die Historienschreiber vff die Posterität rühmlich fortzupflantzen wissen.

So viel Nahrung / Handel vnd Wandel dieser Statt betrifft / findet man gute Nachricht / daß vor drey vnd vierhundert Jahren daselbst der Stapel vnd Niederlage der von Lübeck / Hamburg / Lüneburg / Nürnberg / Franckfurt / verführten Waaren / vnd sie eine vornehme Handelstatt gewesen / da grosse Märckte / sonderlich das Freymarckt in der Faßnacht gehalten / welches von vorbenanten Oertern / wie auch von Leipzig / Augspurg / Braunschweig / Cassel / Hildesheim / Hannover / vnd anderen Stätten / von Kauffleuten vnd Kramern gar häuffig besuchet worden.

Es hat auch nebst zuvor angedeuteten Handel / vnd der Statt Auffnehmen / daß sie an einem fruchtbaren Ort gelegen / vnd schöne Dörffer vmb sich her ligend hat / nicht wenig geholffen.

Es hat die Statt in vorigen Zeiten etwa einen vornehmen vom Adel / oder sonsten einen im Kriegswesen wolversuchten Mann / vor einen Statt-Hauptmann in Diensten gehabt / vnd haben so wol vornehme Adeliche / als PatricienGeschlechter / in der Statt gewohnet / welche aber mehrentheils außgestorben.

Viel in derselben geborne vnd erzogene Männer seynd so wol im Kriege / als im Geist- vnd Weltlichen Regiment berühmet / vnd vnter denen ein sonderlich ornamentum vnd Zier dieser Statt / Herr Johannes Caselius gewesen / so daselbst Anno Christi 1533. gebohren / nachmals durch gantz Europam durch seine Schrifften hochberühmter Mann worden / vnd vff der Fürstl. Julius Vniversität zu Helmstätt in anno 1613. verstorben.

Sonsten ist neben dem Brauwerck vnd andern Handthierungen / welche vor Jahren allhie in vollem schwange gangen / sonderlich das Wollenweber- oder Tuchmacher Handwerck sehr starck getrieben / also / daß vmb das Jahr Christi 1475. an die 800. allein Meister von diesem Handwerck in der Statt gewohnet / vnd seynd die allhie gemachte Tücher häuffig weg- vnd in andere Lande geführet worden / welches der Statt eine stattliche Nahrung gebracht / Nunmehr aber der Welt Lauff nach / eine grosse Veränderung erfahren müssen.


Greene.

Das Schloß vnd Ampthauß Greene / ist ein vornehmes Fürstliches Braunschweigisches Wolfenbüttelisches Ampthauß / vnfern von dem Leinstrom / gegen Vffgang der Sonnen / vff einem lustigen Berge / vnd harten Felsen belegen / woselbst ein lustiger anmuhtiger Prospect / weit nach dem Hartze / auch über etzliche Ampts-Dörffer / vnd über den / von beyden seiten mit schönen Awen vnd Wiesen vmbgebenen Leinafluß.

Im Jahr 1553. ist von Grafen Volrad von Manßfeld / welcher diese Lande / wegen Marggraff Albrecht / feindlich überzogen / auch dieses Hauß erobert / abgebrant / vnd geschleiffet / von Hertzog Heinrich dem Jüngern zu Braunschweig vnd Lüneburg so fort hinwiederumb erbawet / mit schönen Fürstl. vnd andern Gemächern gezieret / vnd derogestalt angelegt worden / daß es dem vorigen alten Gebäw weit vorzuziehen gewesen. Es ist aber nachgehends / bey diesen dreissigjährigen Krieges-troublen / so wol von Keyserl. als Königl. Schwedischen

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_140.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)