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Gebertshagen.

Das Fürstl. Braunschweig-Wolffenbüttelsche Ampthauß Gebershagen / ligt an ihm selber mit dem Rücken gantz im Holtze / zur rechten seiten hat es ein groß Holtz / das Strauchholtz genant / ins Westen aber etzliche Teiche / vnd ein Holtz / mit Nahmen Haddeweg / Im Gesichte hat es das Ampt Liechtenberg / Peina / Braunschweig vnd Wulffenbüttel. Dessen Grentze streichen ans Ampt Woldenberg / Liebenburg / Liechtenberg / vnd Wulffenbüttel / wie dann dieses Ampthauß 2. Meile von der Residentz-Vestung Wolffenbüttel gelegen.

Das Dorff Gebhartshagen ligt alsfort vorm Hause / darinnen Anno 1621. an statt einer alten Capellen / S. Nicolaus genant / eine gantz newe Kirche / sampt einem schönen hohen Thurn erbawet; das Wasser / so auß deß Ampts Teichen fället / treibet vier Wassermühlen / davon dreye in- vnd eine außwendig deß Dorffs befindlich. Sonst hat dieses Hauß feine lustige Feld- vnd Holtzgegende / Das Gebäw aber an ihm selber ist alt / hat in dem Kriegswesen manchen Anstoß erlitten / ist nunmehr auß Befehl deß gnädigen Landesfürsten / nach Nohtturfft repariret worden.


Giffhorn.

Ist ein feines ansehnliches Fürstliches Hauß / in dem Fürstenthumb Lüneburg gelegen / daselbst zwar ein altes für etlich hundert Jahren erbawetes Schloß gestanden / Es hat aber im Jahr Christi 1525. Herr Frantz / Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / welcher seinen Sitz vnd Regierung da gehabt / solch Schloß von newem / vnd auff eine andere stätte bawen lassen / vnd es mit einem hohen Walle / vier starcken Zwingern oder Rondelen / nach damahliger art / auch einer breiten tieffen Graben vmbgeben.

An dieser Vestung ist erstlich ein herrliches Gewölbe gegen dem Mittage / wodurch man auff die Vestung kompt / von starckem Maurwerck / vnd oben 3. Gemächer hoch in die höhe geführet / vnd außgebawet / vnd ferner ein Stockwerck nach der Sonnen Auffgang / gleicher massen von starckem Maurwerck in die höhe geführet / vnd mit feinen Gemächern gezieret / in demselben ist eine schöne SchloßCapelle / darin ein stattlich Werck einer Orgel / vnd haben hochgedachte Hertzog Frantzen Fürstl. Gn. einen Ort in der Mauren / allernähest dem Altar / zur rechten Hand / etwa 8. Fuß hoch von der Erde / zum Begräbnuß künstlich auffführen lassen / darin Sie ihre Ruhestatt haben. An der andern seiten Abendwerts / seyn andere Gebäw / zur Hoffhaltung nötig / als Back-Brauhauß vnd dergleichen gesetzet. Das Stockwerck gegen Mitternacht ist Anno 1575. vnd 1576. von Herrn Hertzog Wilhelms zu Braunschweig Lüneburg Fürstl. Gn. hochlöbl. Gedächtnuß mercklich verbessert / vnd mit schönen Gemächern außgebauet worden. Ist also das Gebäw mehrentheils vierecket / vnd alles auß dem Grund mit Quadersteinen auffgeführet.

Vnten an der Vestung liget ein Stättlein / mehr in die länge / als in die ronde gebawet. Nebenst anderer Handthierung / deren sich die Bürger darin gebrauchen / wird daselbst guter Breuhan gebrauen / vnd in die vmbligende Oerter weit verfahren / vnd außgeschencket.

Es ist dieses Schloß vnd Stättlein an einer feinen gegend gelegen / hat zweene Ströme / die es vmbfliessen / vnd in der nähe an allen vier seiten verschiedene lustige Wälder. Die Flüsse seyn / der Allerstrom / welcher ohnweit Vmmendorff im Ertzstifft Magdeburg entspringet / vnd die Ise / so auß dem Stockmersee ihren

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_128.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)