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Es gibt aber zimblich Grasewachs / daß zu Sommerszeiten so wol das Ampt / als die Einwohner / zimblich Viehezucht halten können. So hat auch das Ampt gute Holtzung / sonderlich in Dannenholtz / daß auch zu Gebäwden anderen nachbarten Oertern damit kan gedienet werden.

Es ist über diß das Ampt von dem Allerhöchsten mit reichem Eisenstein gesegnet / daß nicht allein das Ampt davon vff ein hohen Ofen / vnd zwey Zerrenhütten genugsam zu verschmeltzen / vnd gutes / so wol zweygeschmoltzen / als auch gemein Eisen machen / sondern auch viel benachbarten Orten den Eisenstein verkauffen / vnd mittheilen kan. Wie dann die Einwohner deß Flecken / so mehrentheils in Bergleuten / Holtzhauern / Köhlern / vnd Fuhrleuten bestehen / sich fast alle auß dem Eisenhandel ernehren.

Es entspringet auch der Fluß / die Kalte Bode genant / davon die Bode / so für Quedlinburg herfleusst / ihren Nahmen hat / zwischen dem Königsberge / so Wernigerödisch / vnd dem Sandbrincke / so Elbigerödisch / vnd zwar so starck / daß das Wasser / oder der Fluß / das Hütten- vnd Schmeltzwerck alle damit kan getrieben vnd geführet werden.

So ist am selbigen Ampte / an der Grentze / der grosse vnd sehr hohe Berg der Brocken / Lateinisch Bructerus genant / gegen Nordwesten gelegen.

Mehr sind in diesem Ampte vnterschiedliche alte Schlösser gelegen gewesen / benantlich die Königsburg / Elendesburg / Sühdenburg / vnd Histinnenburg / so von vndencklichen Jahren sollen Raubschlösser gewesen seyn.

Anno 576. vff Urbani, hat sich im Hartze / am Winterberge vnd Hohne / ein Wolckenbrust niedergelassen / daß im Flecken Elbigerode / durch Ergiessung deß grossen Wassers / ein gemaurtes Thor / das Bornenthor geheissen / sampt etlichen Häusern weggeflossen / zumahl das Wasser über 3. Lachter hoch durchs Flecken geflossen / vnd grossen Schaden gethan.

Anno 599. ist die Meyerey vnd Vorwerck beym Ampte / durch einen grossen übernatürlichen Windsturm / über ein hauffen geworffen / darinnen etliche fünffzig stück Viehe / so an Ketten gebunden gewesen / vmbkommen. Dieser Windsturm ist durch die domahlige Meyerische / so eine Zauberin gewesen / durch ihre Teuffelskunst / nach Verhängnuß Gottes / zu wege gebracht / so 2. Jahr hernach wunderlich außgekommen / vnd die Hexe von Statz von Münnichhausen zu Grona an der Weser verbrant worden.

Anno 625. ist ein grosser Windsturm vmb Galli am gantzen Hartze entstanden / davon in diesem Ampte die fünff besten Oerter Holtzes niedergeworffen / vnd dadurch am Blockbaum vnd Kohlholtz ein vnglaublicher Schade geschehen / welches noch jetziger Zeit / vnd lange hernach / gespüret werden wird.


Eldagsen.

Ist ein vhraltes / vnd in der gewesenen Graffschafft / vnd nunmehr zu dem Fürstenthumb Calenberg gehörigen Hallermund / das Haupt-Stättlein / so Statt-Gerechtigkeit / von weyland dem alten Herrn Grafen zu Hallermund / vor sechshundert Jahren erlanget / vnd die Herren Hertzogen zu Braunschweig nachgehends bestättiget haben.

Gegen Osten ist die Leina / nach dem Westen das Gehöltze / der Hallerbruch genant / vnd so fortan das Ampt vnd Statt Hallerspring / gegen Süden das Ampt Lawenstein vnd Wittenburg / gegen Norden aber der Hallerfluß / vnd besser hin das Gehöltze der Diester genant / vnd das Ampt Calenberg / in dessen Hochheit es gelegen. In der Kirchen selbigen Stättleins S. Alexandri, vnter dem gewölbten Thurn / seynd Grafen von Hallermund begraben / vnd ist dessen noch ein Monument vnd Gedächtnuß allda zu sehen.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_115.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)