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auch verordnet / daß die Leute auß den nähesten Dörffern / welche in obgedachtem Hildesheimischen Kriege verwüstet worden / in das Stättlein ziehen / vnd den hinzu gethanen ledigen Platz bebawen müssen. Nach der Zeit / vnd etwa innerhalb 100. Jahren / ist noch eine Gasse / der Wächterstieg genant / vnd die Newstatt daran gebawet.

Im Jahr Christi 1519. bey der abermaligen Hildesheimischen Fehde / als Hertzog Erich der Aelter / vnd Hertzog Wilhelm von Braunschweig / in das Fürstenthumb Lüneburg mit ihrem Kriegsheer gangen / ist dieses Schloß / sampt dem Stättlein / in grund abgebrant / vnd geschleiffet / (Chytraeus in Chronic. Saxon. lib. 6.) nach der Zeit aber allgemählich hinwiederumb auffgebawet / vnd in Stand gebracht.

Anno 1632. ist das Fürstl. Hauß abermahl von den Keyserlichen Völckern in Brant gesteckt / vnd fast gantz wiederumb eingeäschert; In nechst abgewichenen Jahren aber ist es von grund auff gar fein wieder erbawet / vnd mit Gemächern vnd andern Gebäwen / zur Nohtturfft versehen.

Es hat dieser Ort eine zimliche gegend / guten fruchtbaren Acker / Wiesenwachs / vnd gute Vühezucht. Hinter dem Hause / gegen Süden / fliesset ein kleiner Fluß / die Owe genant / welcher bey einem Dorff / im Ampt Peine / Hohen Hamelen genant / entspringet / vnd zum Bostel in die Fuse fleusset.

Bey der Pfarrkirche in dem Stättlein / welche vor Zeiten dem H. Pancratio zu Ehren gestifftet / stehet ein mit Quadersteinen auffgeführter Thurn / mit einer schönen langen Spitze / so auff viel Meil weges weit gesehen werden kan. Ist Anno 1591. angefangen zu bawen / vnd Anno 1601. die Spitze darauff kommen. Es hat allhie eine Superintendentur / vnter welche die Pastores auß diesem vnd benachbarten Aemptern gehören.

Sonsten ist dieses Hauß vnd Stättlein wegen der Geschichte / so sich dabey zugetragen / in den Historien nicht gar vnbekant. Dann über das / so allbereit vorhin erwehnt / ist zu erzehlen würdig / daß Anno 1553. den 2. Julij / daselbst ein grosses Gethön in der Lufft / als wann viel Trommeln zugleich gerühret würden / gehöret worden / also / daß die Leute / alt vnd jung / auff die Gassen gelauffen / vnd zugehöret. Worauff so fort den 9. ejusdem, Marggraff Albrecht von Brandenburg mit seinem Kriegsheer von Hannover auff Burgtorff gezogen / daselbsten kalte Küche gehalten / vnd noch selbigen Tag die Schlacht mit Churfürst Moritzen von Sachsen / vnd Hertzog Heinrich von Braunschweig / bey dem Dorff Sivershausen / eine Meil wegs von Burgtorff gehalten.

Anno 1641. den 30. Augusti, wie die kriegenden Theile in gesampt vor Wolffenbüttel gegen einander gestanden / ist der Keyserl. Obrister Heister mit vielen Reutern vnd Dragonern vor Burgtorff kommen / dasselbe mit Accord eingenommen / vnd besetzet. Welche Besatzung aber / nach dem die Schwedische vnd Alliirte Armeen vor Wolffenbüttel auffgebrochen / wieder herauß vnd zur Armee gefodert worden.


Burßfelda.

Ist ein berühmtes / im Fürstenthumb Calenberg gelegenes Closter; in anno 1093. von Graff Henrich dem Feisten / Hertzog Otten zu Beyern / vnd Graffen zu Northeimb Sohn / benebenst seiner Gemahlin Gertruden / Marggraffen Egberten / Hertzogen zu Sachsen vnd Braunschweig Tochter / zu nechst an der Ostseiten der Weser / vnter dem alten Schloß Bramburg / zwo Meile vnter Münden / an einem fast lustigen Ort / gestifftet vnd erbawet / Deß Herrn fundatoris Cörper / nach dem er von den Friesen erschlagen / ist Anno 1101. den 10. Aprilis, daselbst im Closter begraben. Vff dem Grabstein findet man diese Wort: Anno 1101.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_087.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)