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Probsteye / vnd Conventualen dabey gestifftet. Wie solches in M. Adami Bremensis historia Ecclesiastica, Item / in Historia Archiepiscoporum Bremensium incerti autoris à Lindenbrogio edita zu lesen. Ein geschrieben Nieder-Sächsisch Chronicon meldet davon dieses: Anno 877. bawete Rembertus auch die Klösterliche Kirche zu Bükkem in eine Wildnusse / vnd weihete dieselbe in die Ehre vnser Lieben Frawen / vnd S. Materniani, dessen Leichnam Er dahin brachte.

Belangend die Obrigkeit vnd Regierung dieses Landes / ist bekant / vnd gibt es der Nahme selbst / daß es hiebevor von den Grafen zu Hoya / wie auch zum theil von den Grafen zu Bruchhausen / biß zu Abgang solches Geschlechts / beherrschet worden. Hieoben ist gemeldet / was Hamelmannus in seiner Oldenburgischen Chronick auß Laurentio Michaële, vom Vrsprung der Grafen zu Hoya erzehle / damit verhält es sich folgender gestalt: Als Hayo / Herr zu Potenburg vnd Memmenburg / von den Rüstringer Friesen überfallen / vnd seine Vestung Memmenburg / welche er nach genommener Flucht hinter sich besetzt gelassen / erobert vnd geschleifft worden / habe er sich zu seinem Schwager / Graff Wilhelmen zu Bruchhausen / verfüget / vnd Ihn gebetten / daß Er der Verwandnuß nach / Ihm ein kleines Ländlein übergeben wolte / da Er eine Burg setzen / vnd auch sonsten seinen Ackerbaw / vnd andere Notturfft haben könte. Welches also geschehen / vnd habe Er darauff nicht allein nach seinem Nahmen / an der Weser Hayonis-Burg gebawet / im Jahr Christi 1071. vnd am 15. Maii den ersten Stein geleget / mit solchen Sächsischen Reimen:

Dussen Steen will ick hierin leggen vnd geten /
Dat Huß schal Hayenborg heten.

Sondern auch folgends seinem Sohn / Otten dem Jüngern / diese Burg mitgeben / vnd sollen von diesem Graff Otten die Hoyschen Herren entspriessen. Aber es wird solche Erzehlung billich von gedachtem Hamelman in Zweifel gezogen / vnd muß der Vrsprung der Grafen von der Hoya viel älter seyn / Sintemaln bey den Geschichtschreibern schon vmb das Jahr Christi 820. der Grafen zur Hoya Erwehnung geschihet. Daß Sie also vermuhtlich / nebenst andern Westphälischen Grafen / von Keyser Karl dem Grossen eingesetzt worden / Inmassen bekant / daß derselbe seinen gestiffteten Bischoffen Grafen / als Weltliche Richter zugeordnet. Vnter denselben ist sonderlich berühmt Graff Walther / welcher Keyser Heinrichen deß Vogelfängers Magister equitum gewesen / vnd in der Schlacht mit den Vngern / im Jahr 933. vmbkommen. Henninges in Genealogia. Aventinus Annal. Bojor. lib. 4. Im Jahr Christi 1294. ist gestorben Graff Johann / oder wie Ihn etliche nennen / Graff Gerhard von der Hoya / dessen Nachkommen biß zu dem letzten Grafen Otten / diese Graffschafft innen gehabt. Ein Theil davon ist vor Alters den Grafen von Alten vnd Newen Bruckhausen zuständig gewesen / deren zwar in Historien Meldung geschihet / aber von ihrem Herkommen vnd Wandel wenig Nachricht zu finden / gestalt Sie dann auch bald abgangen / vnd ihre Graffschafften an die Grafen zur Hoya kommen. Im Jahr Christi 1582. ist obbemeldeter Graff Otto / der Letzte dieses Stammes / mit Todte abgangen / vnd haben darauff die Lehenherren sich der Graffschafft angenommen / vnd dieselbe vnter sich vertheilet. Da dann Hertzog Wilhelmen zu Lüneburg die Aempter Hoya / Nienburg / Liebenau / Alten vnd Newen Bruchhausen / Hertzog Julio zu Braunschweig die Aempter Stoltzenau / Ehrenburg / Bahrenburg / Sick / Steigeberg / Siedenburg / vnd Diepenau / dem Landgrafen zu Hessen / Vcht vnd Freudenberg zugefallen.

Als im Jahr Christi 1634. der letzte Hertzog von Braunschweig / Wolffenbüttelischer Linie / Friederich Vlrich tödtlich abgangen / seyn obbemeldete hierdurch erloschene Hoysche Aempter / welche ins gemein die Ober-Graffschafft Hoya genant werden / Herrn Hertzog Wilhelmen / zu Braunschweig Lüneburg / Harburgischer Linie / zugefallen / vnd nach dessen tödtlichen Hinscheid in anno 1642. von dem regierenden Fürsten

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_045.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)