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der beliebe zu lesen Botanologiam Hercyniae D. Joh. Thalii, Medici Northusani celeberrimi, vnd Johann Boyers Beschreibung deß Lustgartens zu Hessem / vnd von den Kräutern vnd Gewächsen der benachbarten Wälder.


Cataracta Bodae am Roßtrap.

Wirfft jemand die Augen auff die hohen Berge vnd Felsen / über dem Dorff Thall / vorn im Hartz / der Roßtrap benantlich / da wird er sehen horribilem Bodae cataractam, den grausamen Wasserfall deß Bodestroms / dessen sich zu verwundern / in Ansehung auff beyden seiten weit in dem Hartz hinein / gegen Süden / sehr hohe Berge / von lauter Felsen / vnd rauhen Klippen seyn / zwischen solchen Bergen schlinget sich mit tausent krümmen ein sehr tieffes Thal / vnd formiret solches alles einen so rauhen / schrecklichen / vnd wilden Ort / daß dergleichen im gantzen Hartz nicht zu finden / die Haut schaudert / vnd die Haar stehen dem zu Berge / der nur hinunter sihet. Mitten in diesem übertieffen Thal / ragen wieder hohe Klippen vnd Felsen herfür / darüber der Bodestrom sich mit so grossem getöß / sausen vnd brausen herunter stürtzet / daß man es in der Nachbarschafft / bevorab wenn das Wasser geschwollen / weit vnd breit hören kan. Scheusst man an diesem Ort nur ein Handrohr oder Musqueten ab / so gibt es / wiewol ex intervallo, zu dreyen mahlen einen so harten Schall vnd Knall / der fast einem Canonschuß gleichet / jedoch ist der ander Knall viel stärcker / denn der erste vnd der dritte.

Von dem Vhrsprung deß Nahmens Roßtrap / ist ein gemein Gedichte / ob einer von den alten Teutschen Helden / einer Königs Tochter zu Ehren / mit seinem Roß über diß sehr tieffe vnd weite Thal / von einem Berg vff den andern gesprungen / das Pferd im Sprung mit den Huffeisen oben in den Felsen den Trappen (wie denn oben in demselben Felsen einig vestigium ist / so den Pfad eines Huffeisens ähnet) formiret / vnd der Ort daher den Nahmen bekommen / Sed fides stet penes autorem.


Teuffels Maur.

Gegen dem Roßtrap über / vff einem hohen Berge / die Hamburg genant / stehet die Teuffels-Maur / ein Maur von so grossen Steinen / daß Menschen-Hände dieselbe zu heben / vnd damit zu mauren / eine pur lauter Vnmügligkeit / strues sive congeries saxorum majorum, quàm ut homines singulorum oneri movendo nedum ferundo sint, sed et eo ordine positorum ut murum ex amussi concinnatum omnino referat.


Rieselsteine / so von Natur rechte Quadersteine.

In dem Thal hinter diesem Berge versus orientem, läufft ein Bach / der Steinbach benantlich / in / vnd an demselben Bache ligen lauter Kiesel: vnd dennoch Quadersteine / von 20. 30. vnd mehr Centnern / nach dem Winckelmaß so artig formiret / als sie der beste Meister formiren möchte.


Specus Bumanni, Bumanshöle.

Gehen wir von diesem Ort versus occidentem, nach der Eisenhütten / zum Rübeland / zwischen Blanckenburg vnd Elbingerode gelegen / so ereuget sich abermahl in der Graffschafft Blanckenburg ein solch Wunderwerck der Natur / die Baumenshöhle genant / davon mit Warheit wol kan gesaget werden /

     Ludit in humanis divina potentia rebus.

Diese Höhle / so etwan von ihrem Erfinder Specus Bumanni, oder Bumanshöhle genant wird / ist hart beym Rübelande / an einem zimlich hohen Berge / von der Natur selbst in einen harten Felsen gemacht / deren Eingang ist rund / vnd so enge / daß der Jenige / so darein will / etliche Lachter weit hinein schlupffen oder kriechen muß / bald darnach eröffnen sich Höhlen von solcher grösse / daß gantze Häuser darin stehen könten / etliche gegen Abend / etliche gegen Mitternacht / welche nebst den übrigen (davon hernach) in so

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_040.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)