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Der vierte und letzte Bodefluß ist zwischen Stiege und Haselfeld / daher dann die Hasel / welche ebenmässig die Lubbode genant wird / drein fleusset / und hernach in jetztberührten dritten Bodenstrom sich ergeusset.


Tum Boda Hercynidum verus regnator aquarum,

schlinget sich wunderlich / mit grossem sausen und braussen / durch Berg und Thal / läuft ins Nord-Ost / in solchem Lauff begrüsset sie Quedlinburg / Grüningen / Staßfurt und andere Städte / endlich nachdem sie ihre wilde Hartzart uff solcher Räise gemach und gemach abgeleget / conjungiret sie sich unter München-Neuburg mit der Saal. Es ist die Bode ein sehr Fischreich Wasser / und gibt gute Forellen / Schmerlin / Gründlinge / Ellerlinge / die Fische von recht süssem Geschmack / Dickköpffe und Krebse / wie auch um Quedlinburg Hechte / Döbbel / Heßlinge / und in den beyden Monaten Mertz und April / Steinbeitzen und andere Fische.


Die vornehmste Berge.

Der Berge und Thal dieser Grafschafft sind mehr / denn daß sie in kurtzem können erzehlet / geschweige beschrieben werden / von vielen nur einen und andern zu berühren / so ist in dem Braunlachischen Forst die Uchtmans Höhe / die Hohne / und der Wurmberg / welche / ob sie wol nicht berühmet / doch ihrem Nachbarn / dem Brocken an Höhe nicht viel bevor geben.


Haselwurm.

Insonderheit ist allhie nicht vorbey zu gehen / daß vor wenig Jahren an diesem Ort / im Hartz / eine erschröckliche Feuersbrunst entstanden / und da dieselbe gelöschet / auff der Brandstätte ein sceleton oder Grippe eines versengeten Haselwurms / von ungeheurer Länge gefunden.

Der Haselwurm ist zwar ein seltzamer / doch dieser Oerter nicht unbekanter Gast / und wird zu Latein vermis colurnus à coryletis darumb genant / daß er sich gern unter Haselstauden auffhält. M. Henricus Eckstormius, in seiner Walckenriedischen Chronick schreibet / daß vor 86. Jahren unfern dem Closter Ilfelde / in der Grafschafft Hohnstein / bey den ruderibus deß alten Schlosses Hartzeburg / dergleichen Wurm drey Jahr lang sey gesehen / und endlich von zweyen Holtzhauern auß Sachswerffen / die Schönemänne zugenant / umbgebracht worden / da dann das Volck hauffenweiß hingangen / und den abscheulichen Wurm / so an einem Baum gehangen / besehen; er ist zwölff Schuhe lang / und mit dem Maul und Kopffe einem Wolffe ähnlich gewesen. Eben an demselben Orte gedencket Eckstormius einer ebentheurlichen Begegnuß / von dergleichen Colubro und Haselwurm / so vor 56. Jahren auff der Nachbarschafft im Hartz angetroffen / 18. Schuh lang / und eines Mannes Hüffte dicke / grün und gelb gewesen / unterm Bauche Füsse / und einen Kopff gleich einer Katze gehabt / auff diesen Schlag: A. C. 1597. mense Julio, foemina ex Holbacho sub Clettenbergo jacente, adibat montes Hercyniae myrtillos collectum. Veniens autem ad montem acuminatum (den Spitzenberg) qui sesquimilliari circiter à nobis abest, et in silva Monasterii montes supereminet omnes, incidit in ingentem vermem seu Colubrum, visoque ipso protinùs sese in fugam conjecit, et sine myrtillis Zorgam venit, ibique apud Lignatorem, cui nomen erat der alte Wilhelm / hospitium petiit: Cumque quid vidisset, narraret, ab hospite et uxore ejus derisa fuit. Lignator idem octiduo post ad eundem fortè montem iter faciens, incidit in eundem vermem per viam obliquè porrectum. Aspiciens primò putavit esse ramum quercinum ab arbore decussum, sed videns vermem se movere, et caput ex corylis protendere, celeri fuga Zorgam ad suos rediit, et quid viderit, vicinis memoravit. Erant tum fortè in monasterio Nobilissimi et Clarissimi Viri, Hansius

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_036.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)