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Harsthörner, die Trompeten, welch letzter 1597 nichte weniger als 30 Mal geblasen wurden. Der Rodel von 1597 fordert noch Schweglen, Schalmeien, Pfeifen, Lauten, Zithern, Trommeln, Violen, Krummhörner. Wenn die Söhne Jacob’s auf die Weide ziehen, spielen sie Sackpfyffen, Trummschyt, Gygen, Flöiten und jenes Instrument, das den sonderbaren Namen hölzernes Gelächter führt. –

Die Musik diente verschiedenen Zwecken. Einmal war sie ein integrirender Theil des Spiels. So sind bei der Belagerung von Bethulien zwei Trommeter, die sond wüssen ze blasen und Feldgeschrei ze machen nach Kriegsgewonheit, so oft man scharmützlet. Bei den Gastmählern wird regelmäßig Tafelmusik gemacht, das nennt man hofieren. Dann wird zur Einleitung oder während der Dauer besonders feierlicher Scenen musicirt, und hier ist die Musik gleichsam der geistige Ausdruck des vorgeführten Spiels. Die Musik ist dann immer der Stimmung angepaßt. Beim Ueberfall der Schlangen blasent Schalmeien nider und trurig. Wann die vier Ritter die Harnast anthund, die Kindlin ze töten, sol syn ein nidere und klägliche Musik. Beim Beginn des neuen Testaments sollen die Trompeter gar herrlich ufblasen. Ein anderes Mal heißt es bei einer feierlichen Gelegenheit nun schrenz man uff mit den Trompeten. 1597 ist zur Auferstehung vorgeschrieben: Tonder, Schütz, Glüt und ein herrliche Musica. Wenn im Spiel etwas vorging ohne daß dabei gesprochen wurde, so füllte man diese Sprechpausen regelmäßig mit Musik aus. 1795 heißt es z. B.: zwüschen dem als Maria dem Kindlin ze essen gibt, sol man Musiciren. Eine weise Verordnung von 1583 wagt, man solle stets irgend einige kurze Stücke

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Renward Brandstetter: Zur Technik der Luzerner Osterspiele. Buchdruckerei der "Allgem. Schweizer Zeitung", Basel 1884, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brandstetter_Zur_Technik_der_Luzerner_Osterspiele.pdf/25&oldid=- (Version vom 15.9.2022)