Seite:Brandstetter Zur Technik der Luzerner Osterspiele.pdf/10

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

an deren Kopf eine Gufe, eine Stecknadel, befestigt ist. Ist es Zeit, so stürzen sich die Juden zu Boden und heften sich so unvermerkt die Schlangen an. Wenn das Wunder zu Kana geschehen und nun der Wein den Gästen aus den Krügen in die Gläser gegossen wird, müssen die Diener die Krüge hoch über die Gläser halten, damit das Publicum sehen kann, daß wirklich Wein eingegossen wird. Zur Erzielung größerer Deutlichkeit ist noch vorgeschrieben, es solle Rothwein sein. Beim letzten Abendmahl mußten die übriggebliebenen Knochen des Lammes verbrannt werden, da aber dieses nicht gut ging, so söll der Husvatter die Bein verborgenlich abwäg thuon und Hölzlin dafür ins Füwr legen. Zur Kreuzigung hatte man zwei Kreuze, ein hohles leichtes zum Hintragen, das dann heimlich auf die Seite gebracht wurde, und ein massives. Dieses mußte bei der Kreuzigung rügglingen hinder sich halden, nach hinten geneigt sein. Hiedurch erzielte man für den Gekreuzigten eine bequemere Lage zwischen Hängen und Liegen. Um den Tod des Salvator und der beiden Schächer dem Publicum recht anschaulich vorzuführen, brauchte man eine wysse Tuben, einen schwarzen Eichhorn und ein wyss lumpin klein Kindlin. Die Taube war in einer Höhlung oben im Kreuze des Salvators verborgen, das Eichhorn trug der linke Schächer, die Puppe der rechte im Busen verborgen. War es nun Zeit, so machte man den Verschluß der Qeffnung auf, die Taube flog davon. Zur gleichen Zeit kam ein Engel und zog die Seele des guten Schächers aus dem Busen, das gleiche thaten Teufel beim bösen Schächer.

Sehr interessant ist die Technik des Blutvergießens und Todtschlagen. 1583 heist es: Cain sol han

Empfohlene Zitierweise:
Renward Brandstetter: Zur Technik der Luzerner Osterspiele. Buchdruckerei der "Allgem. Schweizer Zeitung", Basel 1884, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brandstetter_Zur_Technik_der_Luzerner_Osterspiele.pdf/10&oldid=- (Version vom 15.9.2022)